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Schweiz tritt Spanien in den Popo

Nun sitze ich hier zwischen zwei Spielen und hänge einfach nur rum, ein bisschen Entspannung zwischendurch. So viel Fußball habe ich mein ganzes Leben noch nicht gesehen wie seit letzten Freitag. Als ich fünf oder sechs war, zogen meine Eltern um, und bis dahin hatte ich mehr oder weniger als Einzelkind in einem Mehrfamilienhaus gelebt. Und einen Kindergartenplatz gab es einfach nicht. Meine Eltern schickten mich nach dem Umzug auf den nahegelegenen Sportplatz, um dort mal andere Kinder zu treffen und mit ihnen Fußball zu spielen. Andere Kinder hatte ich bis dahin kaum getroffen, und „Fußball“ hatte ich mein ganzes Leben noch nicht gespielt. Immer wieder wurde ich ausgelacht und ging ziemlich einsam wieder nach Hause. Schließlich ging ich gar nicht mehr hin. Heute glaube ich, dass hier meine starke Abneigung gegen alle Ballsportarten entstanden ist. 35 Jahre später beginnt der Herr auch diesen Teil meiner verwundeten Seele zu heilen. Ich lerne die Namen von Fußballspieler, habe zum ersten Mal im Leben die Abseitsregel verstanden und seit letzten Freitag rund 1500 Minuten Fußball angeschaut. Mit zunehmender Begeisterung.

Unser Fußballding wird zwar längst nicht so angenommen wie erwartet. Bis zu neun Gäste kamen, ich hatte mit bis zu 80 gerechnet. Aber so ist das in Schweden. Wenn man selbst nicht dabei ist, wird es völlig uninteressant. Um Kampfsaufen zu vermeinden, haben wir das Event als „alkoholfrei“ gestempelt. Noch ein Hindernis also. Die Spiele der Vorrunde sind nicht so interessant, um außerdem wird das ganze Land am Samstag heiraten. Aber immerhin, die paar, die kommen, kommen treu an fast jedem Abend. Und das ist toll. Jetzt muss ich weiter. Wieder hochfahren zu Reningsborg, Kaffee kochen, Schild rausstellen, Kanal einstellen. Und immer eine kurze Gebetszeit vorher. Mal sehen, wer heute kommt.
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