sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12:21)
Seit vielen, vielen Jahren gibt es eine „Jahreslosung“. Röm 12:21 steht also nun als eine Art Motto über dem Jahr 2011: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Normalerweise will man ja nichts mit „dem Bösen“ zu tun haben, „das Böse“ klingt nach „Nebel des Grauens“ oder „Terrorismus“. Nichts für uns. Wir sind keine Zombies und keine Attentäter. Wir quälen noch nicht einmal Millionen Menschen mit unseren schiefen Stimmern bei Idol oder DSDS. Wir sind also gut. Und wenn das Böse kommen sollte, uns zu überwinden, schalten wir einfach den Fernseher ab.
Es gibt da nur so ein Problem. Wir wissen nämlich gar nicht, wie eine „böslose“ – oder sagen wir der Einfachheit halber doch besser eine „gute“ Welt überhaupt aussieht. Wir alle nämlich, ausnahmslos alle, vom verdorbensten Sauhund bis zum heiligsten Gutmenschen wurden in eine Welt geboren, in der der Tod regiert. Vom Moment der Befruchtung einer jeden Eizelle egal welcher Lebensform steht auch schon fest, dass dieses Leben irgendwann auch wieder vergehen wird, früher oder später. Dazwischen liegt natürlich oft eine Menge Gutes, aber immer im Kampf mit angeborenen Herzfehlern, gierigen Haien, Unkraut im Garten, gleicheren Schweinen, Schweiß im Angesicht oder allem gleichzeitig, schlimmstenfalls noch viel mehr. „Die ganze Welt ist ein Scheißhaus, Mann!“ lautet eines meiner liebsten Filmzitate, gegeben als Antwort auf die Frage, wo denn die öffentliche Toilette sei. Kurz: Wir leben in einer Welt, in der die Standardkonfiguration auf „negativ“ gesetzt wurde und wer überleben will, muss kämpfen. Wir kennen keine andere Welt. Dies ist normal für uns. Man gewöhnt sich selbst an Dieter Bohlen. Und wenn man nicht gerade C.S. Lewis heißt und Bücher wie „Perelandra“ schreibt, können wir uns auch gar keine andere Welt vorstellen. Man adaptiert, ist Teil des Ganzen und versucht, das Beste draus zu machen.
Nun kommt der Erfinder dieser Welt daher, der allmächtige Gott seines Zeichens. Und sagt: „Totalschaden. So war das nicht konstruiert.“ Die Karre läuft zwar noch, aber sie pfeift aus dem letzten Loch. Das Ding war für die Ewigkeit konstruiert, deshalb hat sie immerhin eine beachtliche Anzahl Jahrtausende noch durchgehalten. Aber an Reparatur ist da nicht zu denken. Da muss was Neues her.
Zu diesem Zweck kommt er selbst mal runter. Er wagt sich in die scharfkantige Mechanik eines giftigen und korrupten Systems. Er wurde zermalmt. Doch da passiert es: Was Neues kommt her. Er ist auf einmal wieder da, neu, gleich, anders, auferstanden. Und er sagt: „Das ist erst der Anfang einer nagelneuen Welt. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie das Endprodukt erst einmal aussehen wird.“
Doch er gibt uns einen Vorgeschmack, eine leise Ahnung, einen leichten Schimmer. Denn schon in dieser totalgeschädigten Welt beginnt er, unsere individuelle Software nach „Neuschöpfungsstandards“ umzuprogrammieren. Unter dieser Prämisse müssen wir Römer 12 lesen, dessen letzter Vers die diesjährige Jahreslosung ist. Römer 12 ist sozusagen die allgemeine Beschreibung der Betaversion dieser neuen Software. Wer sie auf sich installieren lässt, muss sich auf einiges gefasst machen, sagt der Herausgeber.
Zum Beispiel, dass die Benutzung der neuen Software auf Kosten des alten Körpers geht. Der alte Körper muss Dinge tun, die er unter dem alten System niemals täte, zum Beispiel einem Menschen helfen, den das alte System völlig unbeachtet ließe (V1).
Oder, dass täglich mehrmals updates heruntergeladen werden müssen, weil die Viren und Würmer der alten Software die neuen Programme systematisch zersetzen (V2).
Selbstloser und aufrichtiger Dienst ist absoluter Standard in der neuen Welt (V3-11).
Und so geht das weiter bis zum Vers 21. V21 gibt mit gelbem Warndreieick und fett gedruckt nochmal die zusammenfassende Warnung heraus: „Vorsicht! Alte Programmelemente werden die neue Konfiguration ständig auf alte Standards zurücksetzen. Täglich Systemchecks durchführen und updates installieren. Vor allem: Das Programm auch in der Praxis anwenden! Nur so können aktive, alten Programmreste langsam aber sicher eliminiert werden.“
Und dennoch: Dies ist nur der Anfang, ein Schimmer, eine Hoffnung. Das Unkraut wird weiter im Garten sprießen, und der Schweiß wird weiter von unserem Angesicht rinnen. Doch diese neue „Software“ gibt trotz allem jetzt schon eine Hoffnung, die sogar stärker ist als der dickste Nebel des Grauens. Das Endprodukt, die neue Schöpfung ohne Unkraut, wird noch besser sein, als es selbst ein C.S. Lewis beschreiben könnte. Wie der Österreicher Ludwig Hirsch seinerzeit schon sang: „Wir wer’n, singen, wir wer’n lachen, wir wer’n ‚Des gibt’s net!‘ schrein! Wir wer’n endlich kapiern, wir wer’n glücklich sein!“