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Tatort Angered

Eine echte Frohnatur war er. Stets gut gelaunt, immer zu einem kurzen Schwatz aufgelegt. Selbst die Tatsache, dass vor einem guten Jahr sein Arbeitsplatz und damit seine Einkommensquelle komplett niedergebrannt ist, erschütterte seine gute Stimmung kaum. Fast jeder in Angered kannte ihn. Seine „Wurst mit Mus“ war wohl das preiswerteste Mittagessen, das in ganz Angered zu kriegen war. Im Durchschnitt gehe ich jeden Tag die Woche mindestens zweimal direkt an seiner Imbissbude vorbei. Es gab dort zwar leider keine deutsche Currywurst mit Pommes, doch der Duft erinnerte mich trotzdem oft an meine Heimat.

Doch das ist nun Geschichte. An einem der vergangenen Montage wurde der frohgelaunte Türke in seinem Imbiss aufgefunden – erstochen. Entsetzen und Trauer machte sich breit. Bergeweise stapeln sich Blumen und Gestecke, niemand will glauben, dass ausgerechnet er von so einer brutalen Tat getroffen wurde. Die Menschen stehen an seiner Bude, diskutieren, spekulieren, schreiben Briefe und letzte Grüße. Die Polizei tappt im Dunkeln. Man vermutet Raubüberfall – und dass der 54-jährige Wirt seine Einnahmen nicht so spontan rausgerückt hat, wie der Verbrecher es wünschte.

Sterben muss jeder, ganz klar, aber so eine Tat muss es auch nicht gerade sein. Sie erinnert ganz Angered und damit auch mich schmerzhaft daran, wie schnell es zu Ende gehen kann. Ich kannte das Opfer leider zu wenig, aber ich wünsche ihm, dass er in Frieden vor seinem Schöpfer erscheinen konnte.

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