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Postmoderne Apologetik

So manchem hängt das Wort „Postmoderne“ heute schon zum Halse raus, dabei hat sie noch gar nicht richtig angefangen. Die wahren postmodernen Zeiten kommen erst noch. Wer Gemeinde gründet, darf dies nie nur für die eigene Generation tun, sondern muss auch immer die kommende im Blick halten. Mein „Kartoffelpost“ vom 6. Februar zeigt sowohl die Sinus-Milieus für ganz Deutschland als auch die nur der Jugendlichen. Und siehe da: Unter den Teenagern sind die Traditionellen schon jetzt komplett verdunstet. Was sagt da die Hochrechnung? In einigen Jahren wird es wohl endgültig keine absoluten Wahrheiten mehr geben.

Das ist ja eine postmoderne Grundhaltung: Nichts ist objektiv. Es gibt zwar Aussagen und Behauptungen, aber erst die eigene Deutung oder Interpretation machen solche Behauptungen wahr oder falsch. Ein Beispiel: Vor 500 Jahren wurde ein Mensch als Bauer geboren. Seine Wirklichkeit war, dass er zeitlebens im Bauernstande leben würde. Der Postmoderne sagt hingegen, er habe nur geglaubt, dass er nichts anderes als Bauer sein könne. In Wahrheit hätte er es bis in die hohe Politik schaffen können, wenn er nur an diese Möglichkeit geglaubt hätte. Es wäre nicht leicht, aber möglich gewesen. Alles geht, alles ist relativ.

Wie aber kommuniziert man religiöse Metageschichten von Ewigkeiten, gewaltiger als der Kosmos, in postmodernen Zeiten? Erst recht, wenn sie auch noch eine Hauptfigur haben, die von sich behauptet „niemand kommt zu Gott als allein durch mich„?!

Gestern hatte ich eine Diskussionsgruppe zum Thema postmoderne Apologetik (= „Verteidigung“, meist des christlichen Glaubens – Titel wie „Und die Bibel hat doch recht“ sind typische Apologetik.) Der Begriff postmoderne Apologetik klingt zwar für mich so paradox wie „trockenes Wasser“, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Wie verteidigt man Glaubenssätze in einer Welt ohne objektive Wahrheit? Vier kurze Einsichten.

Erstens, die meisten Christen erleben das als ein ziemlich anstrengendes Thema. Logisch, denn kaum Christen sind postmodern. Die meisten Postmodernen erleben Christen vielleicht als ebenso anstrengend. Wenn wir mit einer interessierten Lernhaltung anstelle einer gereizten Verteidigungshaltung an die Sache gehen, machen wir uns das Leben leichter.

Zweitens, sehen wir doch erstmal auf das Positive. In Zukunft wird niemand mehr Probleme haben, einem Postmodernen die Dreieinigkeit klarzumachen. Ist das nicht eine wunderbare Erlösung? Wehe nämlich, wenn ein moderner Wissenschaftler eine Erklärung von dir wollte. Hatten wir im Ernst geglaubt, wir hätten alles in der Bibel kapiert? Die Postmoderne wird uns so manches vereinfachen – indem du es einfach hinnimmst und glaubst.

Drittens könnten wir Zeugnis geben statt zu predigen. Nehmen wir als Beispiel die Aussage „Die Bibel ist Gottes Wort.“ Diese (im Übrigen schwer beweisbare) Behauptung kann als unumstößliche Wahrheit („Das ist so! Punkt.“) oder als Zeugnis geäußert werden („Ich glaube an die Bibel als Gottes Wort.“). Ersteres lässt keinen Widerspruch zu, zweiteres kann zum Gespräch führen. Gespräch mag helfen, diese Wahrheit für sich selbst zu entdecken.

Viertens (und letztens für heute) ist es selbst für evangelikale Christen immer wieder neu und erstaunlich zu entdecken, dass die Wahrheit kein Stapel Lehrsätze ist, denen man zustimmen muss. Die Wahrheit ist eine Person. Und zu Personen hat man eine Beziehung, eine Relation. Womit man ziemlich nahe am Wort relativ ist. Ich behaupte also, dass Jesus besser in die Postmoderne passt als jede andere Religion. Wo wir eine wahre Beziehung mit Jesus leben anstatt auf Rechthaberei zu pochen, mag selbst die Postmoderne für uns Wege in die Zukunft öffnen.

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