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Be the Gospel (2): Schlaf

„Der Schlaf erwies sich in der Tat als Problem. Ransom kam es vor, als habe er lange verkrampft, müde und bald auch hungrig und durstig in der Dunkelheit gesessen.“


„Die Frau schlief mit einem Arm unter dem Kopf und leicht geöffneten Lippen. Sie schlief ganz ohne Zweifel, denn ihre Augen waren geschlossen, und ihr Atem ging gleichmäßig, doch sie sah nicht aus wie Schläfer auf unserer Welt, denn ihr Gesicht wirkte ausdrucksvoll und intelligent, und ihre Glieder schienen bereit, jeden Augenblick aufzuspringen; alles in allem hatte man den Eindruck, der Schlaf sei nicht etwas, das über sie kam, sondern eine Tat, die sie vollbrachte.“ 


C.S. Lewis, Perelandra
Perelandra? Nachtruhe unter klarem Sternenhimmel mit Planet

In meinem Post Be the Gospel: Mission als Lebensstil habe ich ansatzweise erklärt, warum klassische Evangelisation heutzutage nicht mehr funktioniert: Ein schwer begreifbares Evangelium des unverständlichen Kreuzestod eines außergewöhnlichen Juden, verkündigt aus dem Munde fremder Prediger ohne Bezug zum Leben der Hörer, das sind heute einfach keine Nachrichten mehr. Wer will, dass Nachbarn und Kollegen verstehen lernen, wer Jesus ist, warum er starb und auferstand, der muss heutzutage im Leben dieser Menschen ansetzen und erstmal ihr Vertrauen verdienen, indem man den Glauben glaubhaft vorlebt. Wem das gelingt, der darf irgendwann auch „predigen“, d.h. den Glauben in Worte fassen und andere zur Veränderung auffordern. Doch bevor der Hauptgang des Evangeliums mit dem Kreuz serviert wird, sind in unserer heutigen Welt viele, viele Aperitivs und Appetitanreger notwendig, die christenmüden Leuten Lust auf mehr machen. Genau darum geht es in meiner Serie „Be the Gospel„: Ich möchte schmackhafte Zutaten zu Vorspeisen des wahren Evangeliums sammeln.

Ruhelosigkeit – Problemzone der Postmoderne

Perlen gehören nicht vor die Säue. Wer Schätze zu verteilen hat, sollte sie nur dahin tragen, wo sie auch wirklich gebraucht werden. Zum Beispiel in die Unruhe unseres Zeitalters. Eine immer größer werdende Problemzone ist unser Schlaf. Sehen wir uns mal um: Schlaftabletten, Schlafsysteme, Wellness und Entspannung. Powernaps und Burn-outs. „Übermüdung wird das neue Übergewicht“ lautet eine von mehreren Thesen der jüngst veröffentlichten und hochinteressanten Studie „Die Zukunft des Schlafens“ des Gottlieb-Duttweiler-Instituts. Unsere ständig online Gesellschaft fordert ihren Tribut. Hier entwickelt sich ein Trend zu einem Thema, das alle, wirklich alle kennen. Was Christen also tun müssten, ist eine Theologie entwickeln, die fern der Kirchen wohltuend in den postmodernen Trend hineinspricht.

Was sagt die Bibel?

Die Bibel hat erstaunlich viel zu sagen. Zum Beispiel, dass Schlaf etwas himmlisches ist. Adam fiel in diesen tiefen, paradiesischen Schlaf und als er aufwachte, fand er diese absolut steile Traumfrau neben ihm (1Mos 2,21-23) – denn seinen Freunden gibt’s der Herr im Schlaf (Ps 127,2).

Jesus schlief auch, wenn auch nie besonders viel, denn er war meist schon früh wach und auf dem Berg. Doch wenn er schlief, dann so fest, dass kein Orkan ihn wecken konnte (Mk 4,38). Was Jesus wohl am meisten begriffen hatte, war, dass Schlaf nicht nur ein körperliches Grundbedürfnis, sondern auch (und vielleicht sogar vor allem) eine geistliche Übung ist. Schlaf ist eine spirituelle Angelegenheit, eine Glaubenssache. Wer schläft, macht sich nämlich schutzlos. Wer schläft, muss glauben können, dass er oder sie sicher ist. Wer oder was gibt uns diese Sicherheit? Die eigenen vier Wände? Das Bankkonto? Wer oder was schützt vor Depression, Angst, Alpträumen in der Nacht? Pillen? Sex? Fernsehen?  Solche Fragen und die manchmal fehlenden Antworten mögen Gründe sein, warum so mancher unterbewusst vielleicht gar nicht einschlafen mag. Wer weiß schon, was alles passieren wird? Jesus hingegen glaubte mit totaler Überzeugung an Gebete wie die aus aus Ps 3,6 und Ps 4,9:  

Ich liege und schlafe und erwache, denn der Herr hält mich.

Und:  

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

Das Buch der Sprüche legt noch einen drauf:

Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, und liegst du, so wirst du süß schlafen. (Spr 3,24)

Gottvertrauen ist das allerbeste Schlafmittel. Wer sich in Gott geborgen fühlt, schläft! Auf jedem Boden, sei er noch so hart und ganz ohne Superschaummatratze kann man im größten Chaos selige Ruhe finden. Das, meine Damen und Herren, ist nicht nur eine sehr biblische Botschaft, es ist auch eine desperat ersehnte gute Nachricht in unseren stressig-ruhelosen Zeiten!

Ausnahmen bestätigen die Regel

Auch Christen haben Schlafprobleme. Natürlich haben wir das. Die Bibel verheimlicht das auch nicht. Es gibt es Zeiten der Unruhe, wo wir bekümmert sind, weil wir nicht wissen, wie alles ausgehen wird. Die Unruhe raubt uns den Schlaf, bis wir uns nicht mehr im Bett halten können:

Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der König auf und ging eilends zur Grube, wo die Löwen waren. (Dan 6,20)

Oder wir kämpfen mit Krankheiten, die uns kein Auge zutun lassen:

Wenn ich mich niederlegte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird’s mir lang bis zum Abend und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung. (Hiob 7,4)

Die gruselige Aussicht der Kreuzigung nahm selbst Jesus die Ruhe im Garten Gethsemane.

Ausnahmen bestätigen also die Regel. Wer vor Sorge nicht schlafen kann, darf alle Sorge auf den Herrn werfen, denn er sorgt für uns (1Petr 5,7). Zum Beispiel, in dem man sich gebetsmühlenartig daran erinnert, dass der Herr mein Hirte ist und mir nichts mangeln wird (Ps 23,1). Gelingt das nicht, dürfen wir wie Ps 42 und 43 immer wieder fragen: Warum betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ihm werde ich noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Wichtig ist, dass wir ehrlich und authentisch sind. Wir glauben fest an Gott als unseren Schutzschirm. Gott so zu erleben, ist uns Gewohnheit. ER lässt die Seele nachts zur Ruhe kommen. In Ausnahmezeiten sind wir ganz ehrlich damit, dass wir gerade außer Balance geraten sind. Gebet und die ständige Ermahnung, unser Vertrauen allein auf den himmlischen Vater zu setzen wird das Leben neu auswuchten. Wer jeden Arbeitstag pausenlos betet „Herr, eile mir zur Hilfe!“ der wird Gott helfen erleben und kann jeden Abend mit Simeon beten: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden die Augen schließen, denn sie haben dein Heil gesehen.“ (Lk 2,29f)

Sei die Gute Nachricht

Ein solcher Mensch ist Würze im postmodern-online-rastlosen Alltag. Er oder sie bildet wohltuende Kontraste und weckt Aufmerksamkeit. Wie die Mitarbeiterin im L.A. International Airport, die mir neulich
sagte: „Ich mag es, wenn nachts Erdbeben kommen. Die wiegen einen so
schön in den Schlaf.“ So was verdutzt und macht neugierig: Wie, echt jetzt? Erdbeben und schlafen?! Geht das?!?! Wenn unsere Freunde neugierig auf mehr werden, hat die Vorspeise gemundet.

Es reicht nicht, Gemeindemitglied oder Kirchgänger zu sein. Man muss Gute Nachricht sein.

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