Antigebet: Bloß nicht noch mehr Religion, meint der Charlie Hedbo Zeichner Joann Sfar. |
Selig sind die Frieden stiften, ermahnt die Bergpredigt. Wenn’s drauf ankommt, ist’s leichter gesagt, als getan. Terrornachrichten lassen uns ins Nachdenken kommen, wie Frieden stiften ganz praktisch aussehen kann. Hier sind sieben Vorschläge.
Erstens: Ruhe bewahren
Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Wir gehören zu einer Generation, die für europäische Verhältnisse außergewöhnlich wenig Krieg und ungewöhnlich viel Frieden erlebt hat; so mancher junge Erwachsene hat noch nie im Leben eine Ohrfeige erhalten. Da können Gewaltakte wie die jüngsten in Paris leicht Hysterie, Angst oder Depression auslösen. Als Jesusnachfolger wissen wir zweierlei: Gott hat erstens immer alles unter Kontrolle und zweitens ist Christen kein leidfreies Leben versprochen. Wenn die Geschosseinschläge immer näher kommen dürfen wir in diesem Wissen konsequent Ruhe finden.
Zweitens: informiert bleiben – aber mit Vorsicht
Medien sind eine sehr hilfreiche Sache – wenn man sie richtig zu nehmen weiß. Zeitung, TV, Internet helfen uns, auf dem Laufenden zu bleiben. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass Medien Geld aus unseren Gefühlen schlagen. Das heißt, sie nutzen in gewisser Weise unsere Angst und Unsicherheit zum eigenen Profit aus. Der ein oder andere Kommentar mag sehr hilfreich sein, doch ansonsten haben Medien nur selten echte Lösungen zu bieten. Man sollte diese Resourcen also lediglich als Informationsquelle nehmen, nicht zum Verdauen von Steinen im Bauch.
Drittens: Beten
Wer informiert ist, weiß, wofür man beten kann. Echtes Gebet ist kein Monolog, sondern Interaktion mit Gott. Deshalb ist es wichtig, dass man nicht nur alleine, sondern regelmäßig gemeinsam mit anderen Geschwistern betet. Gott gefällt es, durch Seinen Heiligen Geist zu der Gemeinschaft der Gläubigen zu sprechen, nicht nur zu Individuen. Außerdem ist es wichtig, dass Gebetszeiten mit der Bibel gewürzt werden. Psalmen oder andere kurze Abschnitte helfen, die Gedanken zu ordnen. Es ist besser, oft und kurz mit anderen zu beten als selten alleine und dann lang.
Viertens: in Jugendarbeit investieren
Unsere Gesellschaft krankt extrem an Vorbildern. Mehr und mehr werden wir zu dekadenten Exentrikern. In Verbindung mit riesigen Einwanderungströmen werden wir völlig unfähig, jungen Menschen echte Lebensperspektiven zu geben. Depression, Arbeits- und Sinnlosigkeit öffnet allem Extremen Tür und Tor, das sollten wir Deutsche seit 1933 am Besten wissen. Was Gemeinden nun vor allem tun sollten, ist in richtig gute Jugendarbeiten investieren. Wir haben eine bessere Alternative anzubieten, wir haben ein wahres Vorbild in Jesus und (hoffentlich) viele kleine Vorbilder, die uns heute vormachen, wie man ihm in dieser Zeit nachfolgt.
Fünftens: Interkulturelle missionale Beziehungen pflegen
Warum nicht mal zum Essen ins Flüchtlingsheim gehen? Oder zum Picknick in die Einwanderungsbehörde? Wie geht syrische Küche? Wo gehen Ausländer einkaufen und was finden sie an unserem Essen merkürdig? Solche Dinge erfährt man nur, wenn man regelmäßig miteinander zu Tisch sitzt. Heute nennt man das missionale Beziehungen. In der Regelmäßigkeit liegt das Potenzial zu tieferen Beziehungen, echter Nächstenliebe. Viele Ausländer sind überhaupt nicht scheu, über Religion zu reden – im Gegensatz zu uns. Lass dich herausfordern. Die Spuren, die du hinterlässt, haben das Zeug zum Verändern der ganzen Welt. Ohne Übertreibung.
Sechstens: Vergebung üben
Christen sollten Experten in Sachen Vergebung sein. Leider sind wir’s nur in Theorie, wie sich oft herausstellt. Was wir für Vergebung halten, ist in Wahrheit nur Schwamm-drüber und Unter-den-Teppich-fegen. Wahre Vergebung tut weh. Ist ein Prozess. Jesus hat man nicht unter den Teppich gefegt sondern hoch oben ans Kreuz genagelt, danach hat man noch den Essigschwamm über die Fleischwunden gezogen. Wir sollten anfangen, echte Vergebung im Alltag einzuüben: In der Familie, am Arbeitsplatz. Gemeinden müssen das Thema Vergebung betonen, bis jeder im Schlaf alle Schritte herunterleiern kann, die echte Vergebung erfordert. Nur dann sind wir für den Ernstfall gerüstet und können der Welt ein Vorbild sein in Sachen Frieden stiften.
Siebtens: Hoffnung formulieren
Hoffnung ist das andere große Thema, das wir Christen schandhaft vernachlässigt haben in unserer Theologie. Der Himmel fühlt sich an wie ein vergoldetes Altenheim mit täglicher Harfenmusik im Speisesaal und ein paar Tattergreisen an der Pforte und im Büro. Ausnahmsweise muss ich hier der Gruppe AC/DC Recht geben: Da will doch keiner hin. Christen im 20. Jahrhundert müssen endlich kapieren, was Auferstehung wirklich bedeutet und wieviel die Bibel über Hoffnung zu sagen hat. Denn nur, wer der Hoffnung klare Worte geben kann, hat im Leid etwas zu sagen, das nicht plump und dumm klingt. Damit würden wir uns wohltuend vor der großen Masse abheben, denen in der Regel schnell der Atem ausgeht, wenn‘ dick kommt.