Diese Woche hatten wir einen Gast bei uns im Hauskreis, Pontus. Pontus fährt eine schwere Maschine, ist Türsteher im Göteborger Hardrock Café, ist Pastor einer jungen Gemeinde und belesen in Kirchengeschichte. Über das Studium der Kirchengeschichte ist er zum Glauben gekommen. Judy hatte ihn eingeladen, um uns doch mal etwas über die schwedische Kirchengeschichte zu erzählen. Das war hochinteressant. So erfuhren wir zum Beispiel, dass man in Schweden noch vor 150 Jahren des Landes verwiesen wurde, wenn man nicht den Lehren der lutherischen Staatskirche folgen wollte. Es entstanden aber immer mehr Alternativen, die erste Kirche neben der Staatskirche waren die Baptisten. Und vor rund 120 Jahren entstand eine neue Denomination, die schon damals die Gleichstellung von Mann und Frau im geistlichen Dienst betonte. Im 20. Jahrhundert kam die Pfingsbewegung dazu, die in Schweden so groß und bedeutsam war, dass man in Geschichtsbüchern davon liest und in jeder kleineren oder mittelgroßen Stadt mindestens eine Pfingstkirche zu finden ist. Die verschiedenen Denominationen lebten jedoch weitestgehend friedlich miteinander und ohne großes Konkurrenzgehabe. Das merkt man heute noch, finde ich. Und als die Zeiten gegen Ende des 20. Jh immer säkularer wurden, überlegte man sich, wie man gemeinsam damit umgehen solle. 1996 schlossen sich daher drei Denominationen zu einer großen neuen zusammen: EFK, mit denen wir heute zusammenarbeiten. Ein ähnlicher Zusammenschluss anderer Denominationen wird gerade vorbereitet. Seit 2000 ist die Staatskirche keine Staatskirche mehr sondern ähnlich wie in Deutschland, d.h. die Kirchensteuer erscheint auf der Lohnabrechnung und es besteht die Möglichkeit des Austritts.
Schwedische Kirchengeschichte
Gegen Ende des Abends haben wir noch lange mit Pontus über unsere Ideen, Ansätze und Beobachtungen diskutiert. Wegen seiner geschichtlichen Kenntnisse und seiner Auslandserfahrung ist Pontus sehr gut in der Lage, auch die Gegenwart zu analysieren. Es war nicht nur hochinteressant, sondern auch ermutigend zu hören, dass unsere Überlegungen als H2O in die richtige Richtung weisen. Das heißt, einerseits ist es ermutigend. Andererseits ist es auch wieder entmutigend, weil es bedeutet, einen langen Atem haben zu müssen. Schnellschüsse bringen hier in Schweden gar nichts. Zu viele gescheiterte Beispiele belegen dies. Die richtigen Ideen allein helfen auch nicht. Sie zu bekommen ist zwar die erste Hürde, doch sie umzusetzen ist die nächste. Und dann helfen nur Liebe und Beharrlichkeit. Möge der Herr uns von allem reichlich geben. Vielleicht geht H2O dann auch in die Geschichte ein…