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Der nackte Täufer

Das ist ja mal ’n Titel für’n Buch. Könnte glatt einer dieser Mittelalterkrimis sein, ein bisschen Historie und religiöser Anstrich, ein bisschen Psycho, ein bisschen brutal, viel dunkel und viel postmoderne Denkweise gemischt – und der Erfolg ist garantiert.

Die schwedische Übersetzung des Titels verrät, worum es wirklich geht: „Radikale Jüngerschaft“. Der Erfolg dieses Buches als Kassenschlager ist garantiert nicht garantiert. Jüngerschaft ist nämlich keine Jesusschnulze oder spirituelles Gewürz im faden Alltag. Jüngerschaft kostet – und zwar richtig. Der Preis ist immer höher als das, was wir bezahlen können. Und damit wird Jüngerschaft wohl nie besonders populär werden.

Stuart Murray, Autor dieses 2012 in Schweden veröffentlichten Buches, stellt die („Wieder“-) Täufer als lohnendes Beispiel und Modell für Gemeindebau im 21. Jahrhundert dar. Einige Beispiele, die mir aufgefallen sind:

  • Für die Täufer habe nicht die Kirche als Institution sondern Jesus und Ihm nachzufolgen im Zentrum gestanden. 
  • Kompromisse, wie man sie zuhauf in der Reformation fand, konnten sie nicht akzeptieren.
  • Die Täufer waren Außenseiter, die von der großen Mehrheit weder akzeptiert noch ernstgenommen wurden. 
  • Dennoch hatte die Täuferbewegung starke Auswirkungen, die bis in die Gegenwart reichen. 
  • Die Täufer waren bereit, für ihren Glauben einen hohen Preis zu bezahlen – viele bezahlten es mit ihrem Leben. 

Und? Ist das nicht ins Schwarze getroffen? Wären das nicht auch ein paar hochaktuelle Themen für uns im 21. Jahrhundert?

  • Nicht die Gemeinde als Organisation (zum Beispiel die überragende Rolle des Sonntagsgottesdienstes), sondern Jesusnachfolge im Alltag muss im Vordergrund stehen. 
  • Kompromisslosigkeit sollte für Jesusnachfolger ein erstrebenswerter Wert sein, schon allein um einen wohltuenden Kontrast zum lauen Blabla der Politik oder zur Gier der Wirtschaft zu bilden. 
  • Es ist in Zukunft nicht zu erwarten, dass uns die große Mehrheit der Bevölkerung mit Hurraschreien bejubeln wird. Eher das Gegenteil. 
  • Als Minderheit brauchen wir uns nicht zu verstecken. Im Gegenteil: Mit Selbstbewusstsein, List und Ehrlichkeit sollten wir voranschreiten. Aktive Minderheiten können große Auswirkungen haben. In unserem Fall hoffentlich nur positive und inspirierende; Entwicklungen, die Gottes Zukunftsreich schon hier und jetzt spürbar werden lassen.
  • Eine starke Opposition wird der Gemeinde sehr guttun (wie es ihr immer gut getan hat). Es wird die konstantinische Schlacke herausschmelzen. Wer nur „Mitglied“ aber nicht bereit ist, den Preis zu zahlen, braucht Jesus auch nicht nachzufolgen. 

Warum sollte man Jesus dann überhaupt nachfolgen, wenn alles sooo schwierig ist? Kann man denn nicht einfach so und ganz normal Christ sein, ohne gleich „zu übertreiben“? Gute Frage. Die Antwort ist vielleicht hier zu suchen: Warum haben so viele Täufer ihr Leben bereitwillig für ihren Glauben gegeben? Warum konnte Bonhoeffer, Autor des Buches „Nachfolge“, furchtlos und mit sicherem Schritt zum Schaffott gehen? Wie konnten verfolgte Christen im Römerreich singend sterben, nachdem sie ihre Henker gesegnet hatten? Warum könntest DU das gleiche tun?

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