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Daliten, Kastenlose, Unberührbare

Ich erinnere mich genau, vor 12 Jahren im Gottesdienst der FeG Ingolstadt öffentlich darum zu bitten, für die „Unberührbaren“ in Indien zu beten. Diese riesige Volksgruppe zog damals nach jahrtausendlanger Verachtung und Unterdrückung eine Massenabwendung vom Hinduismus in Erwägung. Nach allem, was ich gehört hatte, schien eine Zuwendung zum christlichen Glauben eine Option für sie zu sein.

Am 4. November 2001 kehrten dann tatsächlich Tausende von Daliten dem Hinduismus den Rücken zu. Sie wählten allerdings den Buddhismus, weil ihnen hier alle Menschen wirklich gleich zu sein schienen. Christ zu werden, war doch keine Alternative, nachdem die englische Kolonialmacht zu viel Kirche à la Konstantin nach Altindien exportiert hatte. Auch Christen waren seither als Herrscher und Machthaber bekannt, und für die Daliten hieße das, vom Regen in die Traufe zu kommen. Immerhin haben sich indische Christen 2001 öffentlich an die Seite der Daliten gestellt. Dadurch entstand eine Zusammenarbeit, die bis heute Früchte trägt – z.B. durch das 2002 gegründete Netzwerk „Dalit Freedom Network“.

Es gibt immer noch weit über 200 Millionen Daliten in Indien (ungefähr 2,5 mal so viele Menschen wie Einwohner in Deutschland!), und viele haben Lebensumstände, die schlimmer als nur unter aller Sau sind. Die Existenz solcher Menschenverachtung im großen Stil ist ein Schandfleck der Menschheitsgeschichte, wahrscheinlich schlimmer noch als es die Apartheit in Südafrika war. Während man sich im Westen schnell mal wegen Nichtigkeiten gekränkt fühlt, haben viele Daliten in ihrem ganzen Leben noch keine würdevolle Behandlung erfahren.

Die internationale Organisation Dalit Freedom Network (der Link führt zum deutschen Teil) setzt sich dafür ein, diesen Menschen ihre Würde zurückzugeben und fußt auf den Lehren und dem Auftrag von Jesus. Marias Ehemann Daniel (oben im Bild; Maria kenn Ihr ja schon vom Kulturtag am 23. März) ist Vorstandsvorsitzender des schwedischen Zweiges. An diesem Wochenende gab es eine Dalit Freedom Network Konferenz in Göteborg, an der Karen und ich natürlich teilgenommen haben. Das Gehörte und Gesehene bewegt mich persönlich tief.

Gestern Abend war Malcolm Egner, Hauptredner der Konferenz vom DFN Großbritannien, bei unseren H2O-Impressions. Wir hatten einen ganzen Indienabend vorbereitet (nicht ganz ohne Probleme, weil unsere indische Köchin kurzfristig erkrankte und wir plötzlich ohne Essen dastanden – doch dank jahrelanger eigener Netzwerkarbeit konnten wir das durch Vitamin B relativ erschwinglich lösen…). Daniel war im Herbst mit DFN selbst in Indien gewesen. Rob (unten im Bild mit seiner Frau Johanna, er dürfte unseren Betern ja nicht unbekannt sein) ist ebenfalls Indienexperte. Sowohl sein Vater als auch Großvater haben ihr Leben als Missionare in Indien verbracht, Rob hat später einige Zeit  selbst als Missionar in Indien gelebt.

Für uns ist die Unterstützung des Dalit Freedom Network eine greifbare Methode der sechsten und letzten Phase unseres Missional-Action-Planes: Extend oder ausbreiten. Wir möchten als H2O Mission unterstützen, auch wenn wir selbst noch so klein sind. Weil hier persönliche Beziehungen bestehen, weil hier Menschen buchstäblich befreit werden, weil dies im Auftrag von Jesus Christus geschieht, und weil hier ein gigantisches Problem aufgegriffen wird, welches der westlichen Welt aber kaum bekannt ist – gerade deshalb passt das nahezu perfekt zu H2O.

Malcolm Egner beschreibt die Situation der Daliten. Manche Geschichten lassen einem das Herz stocken. 

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