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Forge: Missionale Evangelisation

Im Zav-Center, OM’s Quartier in Belgien, wurde fleißig „geforget.“

Das belgische OM-Zentrum liegt in fußläufiger Entfernung zum Brüsseler Airport. Es fühlt sich ein wenig komisch an, aus einem Weltflughafen herauszukommen, der obendrein erst kürzlich in allen Nachichten zu sehen war, und dann gemütlich mit seinem Köfferchen zum Ziel zu schlendern. Kein Bus, kein Zug, kein Taxi. Per pedes. Wie Jesus.

Doch unnormal ist normal für Gemeindegründer. Wir passen in keine Kategorie und keine Schublade. Wie ein Perpetuum Mobile schafft jeder Kraft kostende Zug neue Energie für den nächsten Schlag. Uund weil jede Situation einzigartig ist, muss jede Bewegung von Grund auf neu erfunden werden. Man kann aus Erfahrungen lernen, und doch fängt man immer wieder von vorne an. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Gemeindegründer sich kennen und austauschen. Voneinander lernen. Eine Gemeinschaft haben, wo man sich nicht ständig neu erklären muss, was in der Regel sowieso nie klappt. Eigentlich können nur Gemeindegründer verstehen, was ein Gemeindegründer ist. Wer das kapieren möchte, ist gezwungen, ins kalte Wasser zu springen um selbst einer zu werden.

Eine achtmonatige Ausbildung wie das Forge-Training ist kein Trockenkurs, sondern für solche, die schon im Wasser zappeln. Und die sich das vielleicht ganz anders vorgestellt hatten aber jetzt sowie schon einmal nass sind und feststellen, dass es hier mehr zu lernen und entdecken gibt, als man sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte.

Wie evangelisiert man? Tut man das heutzutage überhaupt noch? Ja, Mann, wat’ne Frage. Türlich tut man das! Nur wie? Da kommen wir der Sache schon näher.

Wenn du nämlich nur „gute Nachricht predigst“, von denen du gehört hast, dass das offiziell gute Nachricht zu sein hat, von allen wichtigen Namen und Bibelschulen mit gutem Ruf unterzeichnet, dann wäre es vielleicht besser, Autos zu verkaufen, als vermeintlich „gute Nachrichten“ anzupreisen. Auch wenn sich hier so manche Stirn runzeln mag und hinter den Stirnfalten „Kein anderes Evangelium!“ rot blinkend zu dröhnen beginnt, sollte man sich erinnern, dass „Evangelium“ ein zutiefst heidnisches Wort ist. Alles andere als christlich. Es bedeutet nichts anderes, als das dem tyrannischen Despot ein kleiner tyrannischer Despot geboren wurde, der die Diktatur sicherstellen wird, wenn der Alte abtretetn wird. Tolle Wurst. Diesem „Evangelium“ hatten alle Römer begeistert zuzujubeln, wenn Frau Kaiserin erstmalig niedergekommen war.

Und wie schon an anderen Stellen dieses Blogs mehrfach erwähnt, so kümmert sich Gott der Allmächtige einen feuchten Kehricht um menschliche Wichtigtuerrei und sagt in etwa: „Evangelium! Pah, dass ich nicht lache! Jetzt zeige ich euch mal, was echtes Evangelium ist!“ Und lässt sich selbst einen Sohn gebären. Der ganz, ganz anders ist als diese lächerlichen Witzfiguren in ihren aufgeblasenen Palästen. Wer in jener Zeit gelebt hat, für den war die Begegnung mit Jesus das wahre Evangelium. Und zwar in 3D und in Farbe zum Anfassen.

Wenn man heute in Westeuropa geboren ist, ist einem die Idee eines Herrschers fremd. Der Kontrast zwischen einerseits Militärdiktaturen, die Leben nehmen und andererseits einem Herrn, stärker als der Tod, der Leben gibt, liegt weit jenseits unseres Designersesselhorizonts. Kontraste kennen wir nur noch aus Produktbeschreibungen beim TV-Apparatekauf.

Wer heute evangelisieren will, muss zwei Dinge beachten. Erstens, das Evangelium muss im Auferstandenen verwurzelt sein. Zweitens, es muss in deinem Leben verwurzelt sein. Nicht im Leben eines anderen. Nur, wenn es wirklich deine gute Nachicht ist, kannst du’s auch glaubhaft rüberbringen. Die gute Nachicht aus dem Leben der Anderen mag genauso wahr sein, doch aus deinem Munde mag sie wie ein gelerntes Gedicht klingen. Vielleicht schön, doch nicht persönlich. Deine persönliche gute Nachricht mag hingegen viel näher am Leben deiner Mitmenschen sein, und damit verständlicher und echter.

Alles bezieht sich auf denseben Jesus und dieselbe Hoffnung, doch wieder einmal sehen wir ein, wie komplex doch alles ist. Es gibt keine magische Formel, die nur heruntergebetet werden muss, um Menschen zu retten. Es gibt nur Zeugnisse. Und die sind so verschieden wie Menschen und Situationen. Und aus diesem Grund ist ein Forgetraining nicht nur für Gemeindegründer. Es ist für jeden, der sich nicht in der Gemeinde verstecken möchte, sondern mit seinem Glauben offen und authentisch umgehen lernen möchte. Und wer sich dazu entscheidet, passt ab sofort in kein Schema mehr. Wie Jesus.

Licht für Stockholm: Ein Iglu für die Nachbarschaft.
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