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Einsame Flüchtlingskinder

Manchmal sind die Geschichten kaum zu glauben, die man zu hören bekommt. Im Frühjahr traf ich zwei sogenannte „Stützkameraden“, die sich als eine Art FSJ einer Schule zur Verfügung stellten, um die Lehrer zu entlasten indem man Freund und Helfer der Kinder wird. Sie taten dies an einer Schule Angereds und ich hatte die Möglichkeit, mich mit den zweien auf eine Tasse Kaffee zu treffen um mir ein wenig erzählen zu lassen. Und so bekam ich etwas zu hören von den Geschichten, die ihre jungen Schützlinge ihnen anvertraut hatten. Von Kindern, die ihr Heimatland verlassen haben, direkt oder indirekt gezwungen, und sich auf eigene Faust durch die halbe Welt geschlagen haben. Die meisten haben in ihren wenigen Lebensjahren dem Tod schon öfter ins Auge gesehen, als es uns Menschen des Westens in einem ganzen Leben zugemutet wird. Diejenigen, die ankommen, lassen auf eine unbekannte Dunkelziffer derer schließen, die es nicht geschafft haben. Und wenn sie ankommen, sind sie eigentlich auch keine Kinder mehr, sondern kleine Überlebensmaschinen. Sind sie hier, mögen sie in Sicherheit sein, aber sie kennen niemand, wissen nichts von Sprache und Gepflogenheiten, haben oft nur geringe Bildung.

Nun, es gibt Heime. Dort bekommen sie ein Dach über dem Kopf und Essen. Sie werden einen Platz in einer Schule bekommen. Das ist schon ein kleines Himmelreich im Vergleich mit der Flucht vor Sklavenhändlern und Kinderprostitutionszuhältern, im Vergleich mit dem täglichen Sprung von des Todes Schippe. Wenn sie Glück haben, kommen sie sogar in eine der sehr wenigen Schulen mit zwei „Stützkameraden“, denen man sich anvertrauen kann. Und wenn sie ganz viel Glück haben, kommen sie in Kontakt mit der Göteborger Organisation „Flüchtlingsführer“.

Die rief nämlich vor einigen Wochen auf meinem Handy an. Weil ich dort als „Guide“ für Männer gemeldet und bekannt bin, wollte man vorsichtig anfragen, ob meine Familie sich nicht auch vielleicht vorstellen könne, sich ab und zu mit einem 16-jährigen aus Somalia zu treffen, der eben ganz ohne Familienanschluss nach Schweden gekommen ist.

Wir haben darüber gesprochen und gebetet, und gestern Nachmittag sind wir dem jungen Mann erstmalig vorgestellt worden und wir ihm. Es schien, dass unsere Gebete erhört wurden, denn wir waren uns gleich gegenseitig sympathisch. Ab nächste Woche werden wir mehr oder weniger regelmäßig etwas gemeinsames unternehmen. Die Welt werden wir nicht verändern können, aber einem einzigen Teenager das Gefühl zu geben, dass es eine Familie gibt – vielleicht die einzige auf der ganzen Welt -, die sich intressiert, das können wir.

Und damit habt Ihr schon wieder ein Gebetsanliegen mehr, für das Ihr beten dürft…

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