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In Verwahrung

Seit acht Jahren lebt er in Göteborg. In meinem Post über Ausländer hatte ich ihn schon einmal kurz erwähnt, unseren Freund aus Afghanistan. Wir haben versucht, was wir konnten, um ihm zu helfen. Er kam immer wieder zu unseren H2O-Impressions. Manchmal sogar in unsere Partnergemeinde. Wir nahmen zusammen an Alpha teil und entdeckten, dass ein Alphakurs nur auf Westler zugeschnitten ist und viele Fragen für Muslime völlig irrelevant sind. Die Fragen, die sie haben, beantwortet kein Alphakurs. Wir verglichen Bibel und Koran. Das westliche Essen schmecke so fad wie Krankenhauskost, fand er. Erst vor drei Wochen war er und sein Freund bei uns zu Hause, um in unserer Küche traditionelles Essen aus seiner Heimat vorzubereiten. Eine große Ehre für uns als Familie.

Letzte Woche Donnerstag war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Polizei war auf der Suche nach irgendwas und dabei wurde auch sein Ausweis kontrolliert. „Ach, sie mal an! Deine Aufenthaltsgenehmigung ist ja kürzlich ausgelaufen! Na, dann komm mal gleich mit.“ Ohne Umweg wurde er auf direktem Weg in „die Verwahrung“ gefahren. Mitnehmen durfte er nur das, was er zufällig gerade bei sich trug.

Diese Woche durfte ich ihn dort besuchen. „Die Verwahrung“ ist im Grunde eine Art Gefängnis, wo man rein-, aber nicht mehr rauskommt. Er erzählte mir, dass manche nach einer Woche des Landes verwiesen werden, andere sitzen schon über acht Monate dort. Acht Monate! Acht Monate Freiheitsentzug ohne Prozess, ohne Erklärungen, ohne irgendwelche Aussichten. Acht Monate Ungewissheit. Er hat sich natürlich riesig gefreut über den Besuch. So lange er dort sitzt, möchte ich in regelmäßig besuchen. Ich habe ihm einen Stapel Fotos von der Kochaktion in unserer Küche abziehen lassen, als Erinnering vielleicht an unsere Familie. Und eine Jesus-Film-DVD in seiner Muttersprache als Erinnerung an den Herrn, dem ich nachfolge. Und ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn bete. Vielleicht wollt ihr mit mir beten?!

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