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H2O Vorstellung

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Gestern war es soweit, dass ich den nächsten Schritt für H2O in der Gemeindeleitung unserer Partnergemeinde Saron vorgestellt habe. Saron ist eine der größten freien Gemeinden Schwedens, und die Gemeindeleitung ist natürlich nicht mit allem up-to-date was H2O angeht. Aus diesem Grund hatte ich eine kleine Präsentation vorbereitet und ich denke, diese Präsentation passt auch hier sehr gut. Deshalb werde ich die zehn Folien Schritt für Schritt übersetzen und einige Worte dazu schreiben.

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Als erstes muss man sich unserer Position im Laufe der Kirchengeschichte bewusst sein. In diesem stark vereinfachten Bild kann man sehen, dass die Freikirchen eigentlich nichts anderes als eine geistlich angepasste Variante der evangelischen Kirche sind (entstanden u.a. durch die Täufer, Pietismus usw.), die evangelische Kirche ist wiederum eine geistlich angepasste Variante der katholischen Kirche (entstanden durch die Reformation) und die katholische Kirche ist nichts anderes als eine geistliche Version des uralten Römerreiches, nicht zuletzt heißt sie ja auch römisch-katholische Kirche (der Papst hält die Position des Kaisers, die Kardinäle sind wie die alten römischen Legaten und so setzt sich die Kopie der ganzen Hierarchie bis ganz nach unten fort). Man kann also sagen, dass selbst Freikirchen einen Teil römischer Gene in sich tragen. 
Die römische Kirche jedoch war, wie wir zwar alle wissen aber uns selten bewusst vor Augen stellen, nicht das ultimative Urmodell von Kirche. Die eigentliche Kirche begann nämlich als wenig strukturierte Bewegung in Jerusalem. Diese Bewegung hat sich dann auf wunderbare Weise und ganz ohne politische Kraft, Steuern oder institutionelle Strukturen rasend schnell im gesamten römischen Reich ausgebreitet. Alle Versuche, diese „Sekte“ zu eliminieren bewirkten genau das Gegenteil: Es wurden immer mehr Christen. Die Furchtlosigkeit und die gelebte Nächstenliebe dieser „kleinen Christusse“ (nichts anderes sollte das Wort „Christ“ ursprünglich bedeuten) übte eine unerhörte Faszination auf die Bevölkerung des römischen Reiches aus. Kaiser Konstantin war zu Beginn des vierten Jahrhunderts im Grunde gewungen, diese Religion schließlich offiziell zu akzeptieren, wenn er seine Macht behalten wollte. Nun, und das wurde dann eben die römische Kirche. 
So gut oder schlecht das römische Modell der Kirche auch gewesen sein mag, es hat immerhin rund 1700 Jahre gehalten, und das ist enorm. Das müssen wir anerkennen und wir sollten es wertschätzen. 
Doch jetzt kommt das große, große ABER:

Dieses Modell Kirche legt sich in Europa gerade auf das Sterbebett. Die Kirche, wie wir sie kennen, wird es in relativ kurzer Zeit nicht mehr auf europäischem Boden geben. Hier spreche ich kaum über die nächsten fünf Jahre, aber sicher über die nächsten fünfzig Jahre. In fünfzig Jahren wird es in Europa keine Kirchen mehr geben, höchstens Gebäude, die dann als Denkmäler eine langen Epoche fungieren.

Das ist eine Aussage, die einfach nicht in unsere Köpfe will. Für fromme Leute ist das unvorstellbar. Selbst nicht so fromme können sich daran nur schwer gewöhnen. Wir können uns schlichtweg kein Europa ohne Kirche vorstellen. Schließlich war es doch „immer“ so. Wir wehren uns bewusst und unbewusst gegen solche Aussagen, indem wir sagen, dass es sooo schlimm schon nicht kommen wird oder dass dies doch alles nur Schwarzmalerei sei. Doch es wird so kommen. Der Engländer Stuart Murray hat in seinem Buch „Post-Christendom“ für einige Denominationen auf der britischen Insel ausgerechnet, dass zwischen 2020 und 2037 ihre letzten Mitglieder das Licht ausmachen werden, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher. Länder mit Kirchensteuer haben noch ein paar Jahrzehnte mehr. Doch eins steht fest: Die Kirche, wie wir sie kennen, wird untergehen; so sicher wie der Patient sterben wird, der vom Arzt hört, dass er unheilbar ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat.

Aus eben diesem Grunde ist es gerade jetzt wichtig, Nachwuchs zu zeugen, und zwar nicht nur neue Gemeinden, sondern eine ganz neue Generation Gemeinde. Wir brauchen keine Schminke für das Alte, wir brauchen was ganz Neues, denn wir befinden uns im Verlauf der Kirchengeschichte dort, wo im Bild oben das Fragezeichen ist. Wie müssen unsere „Kirchenkinder“ sein? Was ist die nächste geistlich reformierte Variante von Kirche? (kleiner Hinweis darauf, dass dieser Blog „New Reformation heißt…) Und mit eben diesem großen Fragezeichen kommt H2O ins Spiel.

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