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…und nur wenige werden ihn finden.

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„Der breite und der schmale Weg“ von 1866 mag heutzutage wohl etwas altmodisch oder gar gruselig erscheinen, aber nach einer Präsentation dieses Bildes habe ich mich im Februar 1982 entschieden, Jesus nachzufolgen.  

„Schmal ist der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7, 14) Man könnte viel zur Deutung dieser Aussage Jesu sagen. Zum Beispiel, wie es seine Jünger und Zuhörer damals auf dem Berge gehört haben. Fest steht, dass es im nachchristlichen Europa immer weniger sein werden, die den schmalen Weg des Lebens finden. Grund Nummer eins dafür: Desinteresse. „Kirche? Bin ich schon mal gewesen, brauch‘ ich nicht.“ „Jesus? Jaja, ich weiß schon, danke auch!“ „Auferstehung? Ach, das war doch diese Religion von gestern. Heute sind andere Themen dran.“

In Schweden kommen auf jeden Neuen, der den schmalen Weg findet, sehr, sehr viel mehr, die den schmalen Weg wieder verlassen plus all die alten treuen Gläubigen, die die irdische Gemeinde durch ihren Übergang in die Ewigkeit verlassen. Jede Woche wird im bevölkerungsreichsten Land Skandinaviens eine Gemeinde für immer geschlossen. Unsere Partnergemeinde in Göteborg kann sich immerhin mit einer stolzen Mitgliederzahl von 1200 Mitgliedern brüsten, ist aber in den letzten 15 Jahren auch nicht nicht gewachsen – obwohl in dieser Zeit 1000 neue Mitglieder aufgenommen wurden. Wo kamen all die neuen Leute her? Zu fast 100% aus anderen Gemeinden den Landes. Wo sind die 1000 Leute hin, die die Gemeinde verlassen haben? Ich weiß es nicht.

Ich weiß hingegen von einer anderen Gemeinde im Süden der Stadt, die sehr viel Wert auf Evangelisation legt. Ein Mitglied dieser Gemeinde, ein ehemaliger Knacki, ist jede Woche drau ßen und betet für die Leute, berichtet ihnen von Jesus. Die Gemeinde kämpft dennoch ums Überleben. Gemeindewachstum: negativ.

Ich weiß von einigen Gründungsprojekten, die vor sich hindümpeln. Ein junger Mann endete im Burn-out, weil die Realität nicht seinen enthusiastischen Vorstellungen vom Wachstum einer jungen Gemeinde entsprach.

Ich weiß von einem schwedischen Gemeindegründer, der angeblich über 20 Jahre lang die Gründung einer neuen, „großen“ und „starken“ Gemeinde in Zentralgöteborg vorbereitet hat. Am 11.11.2011 hätte es so weit sein sollen: Stapellauf einer neuen, großen, starken Gemeinde in Göteborg. Ich sah seine enthusiastischen Videos, seine großen, vierfarbigen Anzeigen in der Zeitung. Mit Interesse verfolgte ich natürlich das Geschehen, wollte ich doch wissen, ob die klassische Methode vielleicht doch besser funktioniert in dieser Hafenmetropole. Im November 2011 kam dann die Ankündigung auf seinem „church planters blog“: Der Stapellauf müsse verschoben werden, wenn man wirklich „groß“ und „stark“ starten wolle. Seither ist Schweigen auf diesem Blog. Die Realität hat offenbar wieder einmal zugeschlagen.

Dieser Realität müssen wir uns in Zukunft überall stellen – nicht nur in Schweden. Es gilt, nicht in romantische Vergangenheitsschwärmereien zu verfallen, ebensowenig in Bitterkeit. Wir dürfen keinen Träumereien von bevorstehenden Erweckungen anhängen (sehr beliebt in Schweden) und uns auf keinen Fall aus der Welt zurückziehen. Wir müssen nüchtern und diszipliniert vorangehen – mit der Leichtigkeit, der Freude und dem Humor, den nur jemand haben kann, der sein wahres Zuhause im Himmel hat – am Ende eines langen, schmales Pfades.

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