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Des Teufels Horror

Theoretisch-theologisch wissen wir alle, dass Satan eine rücksichtslose Niederlage erlitt, als Christus nach seiner unschuldigen Hinrichtung gesund, siegreich und quicklebendig wieder aus dem Grab spazierte. Wir wissen auch, dass die Tage des Widersachers gezählt sind, bis ihm eines Tages endlich und endgültig das Handwerk gelegt werden wird.

Rein praktisch ist es aber doch immer wieder erstaunlich mitzubekommen, dass nicht wir es sind, denen es bei möglichen Begegnungen mit dem Reich des Düstren gruselt. Im Gegenteil. Den Teufel packt das schiere Entsetzen allein beim Gedanken an uns, die Gemeinde. Warum? Weil wir die derzeit einzige irdische Verkörperung seines Todfeindes sind, dem er chancenlos und schmachvoll unterlegen ist. Jeder geistreiche Schachzug der Gemeinde wird zu einem Andenken seiner Schlappe, zum schmerzhaften Stich in der unheilbaren, tödlichen Wunde, die Jesus ihm damals geschlagen hat und die seither brennend vor sich hin eitert. Nicht uns, den Teufel schauderts vor Angst, Entsetzen und Minderwertigkeitskomplexen, wenn wir uns in die Augen sehen.

In neurotischer Gemeindephobie versucht er, die Erinnerung zu verdrängen und weitere Schmerzen zu vermeiden – welches bedeutet, jedes schlaue Manöver der Christen zu verhindern versuchen. In der Regel gelingt ihm das sehr gut mittels der einfachen aber effektiven Strategie namens „Ablenkung“: Bloß nichts Wesentliches in den Gemeinden zulassen, am allerwenigsten die Mission Gottes! Wenn Gemeinde sich nur mit allen möglichen Lappalien beschäftigt, dann ist ihm schon viel gewonnen. Dank der menschlichen Natur ist Ablenkung mit grob gehauenen, aber beliebten Themen wie Macht, Geld oder Sex ziemlich simpel.

Problematisch wird’s, wenn Gemeinde sich nicht ablenken lässt. Panik ergreift den Herrscher der Dämonen, denn wenn die Gemeinde so unbeirrt weitermacht, ist er ihr schutzlos ausgeliefert. Das muss um jeden Preis verhindert werden, und deswegen ist Zermürbung die angesagte Taktik in solchen Fällen. Die Gemeinde wird mit Problemen, Erschwernissen, Rätseln, Kosten und kreativen Schwierigkeiten aller Art nur so überschüttet. Hinter jedem Busch muss ein neues Problem warten. Ob es logisch ist oder nicht, spielt keine Rolle. Irgendwann werden sie schon aufgeben, steckenbleiben, krank werden, schlapp machen. Und das würde ihm enorme Erleicherung verschaffen.

Der größte und schlimmste Horror, der dem Teufel passieren kann, ist eine Gemeinde, die sich nicht zermürben lässt. Die auch gebeutelt standhält, trotz Verluste, Wunden, blauer Flecken. Boxt Satan eine solche Gemeinde, quält er sich am meisten selbst. Doppelt sogar: Nicht nur, weil ihm dadurch penetrant Salz in die Wunde des eigenen Verlustes gestreut wird, sondern auch, weil dadurch Gott, sein Erzfeind Nummer eins, groß gemacht und geehrt wird. Christus spiegeln wir nämlich am Besten in unserem Leiden wider. In unserer Schwäche ist ER stark. So wie der Vater durch das Leiden des Sohnes auf mysteriöse Weise geehrt und groß gemacht wurde, so wird der Sohn durch unser Leiden geehrt und groß gemacht – auch wenn das für unsere postmodernen Hirne unverständlich klingt. Gerade wie Jesus die Verkörperung Gottes ist, so sind wir (bis zu Seiner Wiederkunft) die Verkörperung Jesu auf der Welt. Kein Wunder also, dass uns hier und heute ähnlicher Widerstand entgegenschlägt wie seinerzeit dem Herrn und Meister persönlich.

Nur zwei Gemeinden der sieben Sendschreiben sind ohne Tadel – beide schwach, geschlagen, kraftlos und geplagt. Und Jesus gibt ihnen obendrein noch die nette Aussicht, dem Teufel zu erlauben, noch ein bisschen fester zuhauen zu dürfen. Das nenne ich wahres Ausdauertraining. Ein guter Coach führt sein Team bis an die Grenze. Es wird die Gemeinde nicht töten, es wird sie stählen – wenn sie sich denn stählen lassen will. Wen es aber töten wird, ist den Peiniger selbst. Jeder Stockschlag, den er fiebrig gereizt auf uns niederschmettert, bereitet ihm selbst mehr Schaden als uns. Christus wird Diabolus den Garaus machen – bis dahin ist es unsere Aufgabe, durch fröhliche Standhaftigkeit das Böse zu zermürben. Denn Licht ist der Tod der Finsternis.

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