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Die Gemeinde der Zukunft (7) hat andere moralische Werte

Fangen wir heute mit dem an, was die meisten Alten wohl ohnehin als schlechte Nachricht befürchten:  Zukünftige Gemeinden werden deutlich weniger Probleme mit sexueller Erregung haben als die meisten ihrer Vorgänger. Und zwar auch außerhalb der Institution, die wir heute als staatlich festgelegte Ehe kennen. Das heißt nicht, dass die lebenslange, monogame und treue Beziehung als höchstes, anzustrebendes Modell von Christen aufgegeben wird. Doch man wird gnädiger sein mit allen, denen das nicht gelingt. Wie man allerdings „gnädig“ und „Gnade“ definieren wird, bleibt wohl jeder Gruppe selbst überlassen. Ich bin mir sicher, dass sexuelle Unbekümmertheit bis hin zur Freizügigkeit aus heutiger Sicht als einer der Schwachpunkte der Zukunftsgemeinde ausgelegt werden könnte.

Dafür gibt es viele Gründe. Erstens war Sex über Jahrhunderte die ultimative Kardinalssünde Nummer eins. Um das zu korrigieren, wäre es nicht verwunderlich, wenn das Pendel erstmal in die andere Richtung schwingt. Zweitens ist Sex und Porno heute überall leicht zu haben. Das prägt. Drittens leben viele in Einsamkeit, mit Identitätsproblemen und starkem Liebesbedarf, Tendenz steigend. Wenn man aus so einer Welt plötzlich in eine Gemeinde kommt, Leben, Nähe und Liebe erfährt, spürt man auch schon mal alle Hormone im Unterleib ausströmen. Und wer’s vergessen haben sollte: Auch Christen sind weder perfekt noch sexlose Kakteen. Schloeßlich werden auch Menschen aus homosexuellen Kreisen zum Glauben kommen, in manchen Städten mehr als in anderen. Sie bringen ihre Geschichte(n) mit und prägen damit die Gemeinschaft.

Auf der anderen Seite wird Gemeinde in Zukunft Stärken haben, wo wir blinde Flecken tragen. Die Betonung auf Gemeinschaft und Authentizität hatte ich schon in anderen Posts erwähnt. Doch auch Themen, die von Frommen vergangener Generationen als unnötig oder gar unbiblisch angesehen wurden, werden einen festen Platz in der Jüngerschaft bekommen. Dazu gehört der Umweltschutz und der bewusste Umgang mit Ressourcen. Auch die Tierwelt wird als zu erlösender Teil der Schöpfung angesehen werden, der geschützt gehört. Ein deutlicher Trend geht heute schon zur vegetarischen Ernährung und es ist nicht ausgeschlossen, dass in jungen Gemeinden zumindest das Verzehren von Rindfleisch als verpöhnt angesehen werden wird – teilweise aus Tierschutzgründen, teilweise aus Umweltschutzgründen.

Eins steht auf jeden Fall fest: Die Behauptung, es gäbe weder Moral noch Werte mehr, ist eine dumme Unterstellung. Es gibt immer und ohne Ausnahme Werte und Moral, sie sind Teil jeder Lebenskultur. Wer sagt, sie würden aufhören, sieht nur die eigenen verschwinden und hat die neuen noch nicht entdeckt. Und die neuen können mindestens ebenso biblisch sein wie die alten.

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