Jahrelang hatte ich mich in der Rolle gefunden, ein Team zu leiten, das mit, für und durch H2O neue, ungewöhnliche oder kreative Ideen für morgige Gemeinden entwickelt und ausprobiert. Das machte mich zum Outsider, der anders ist, fremdartig denkt, herausfordert, abseits ausgetretener Pfade wandert. Ich hatte mich daran gewöhnt. Wenn ich eigentlich auch keine Schubladen mag, mit diesem Etikett kann ich sehr gut leben – auch wenn es manchmal etwas einsam macht.
Nun hatte ich aber Menschen getroffen, die offenbar ganz ähnlich ticken. Ich war völlig begeistert. Von ihrer Passion für den Himmel. Von ihren Ideen.
Doch eine Sache verblüffte mich sehr: Während ich mit meinen Ideen um
H2O immer schwedischen Beifall und Anerkennung erntete, schien es anders
auszusehen, wenn Schweden selbst neue Ideen, und ich meine wirklich neue Ideen für Gemeinde haben. Mir war schon vor Jahren aufgefallen, dass die schwedischen „Pioniere“ (so nennen sich Gemeindegründer hier oft) gerne in Kirchen mit Bänken und Kanzeln tagen, mit langen Vorträgen und klassischem Lobpreis. Ich hatte mich immer gefragt, ob ich mich nicht in der Adresse geirrt hatte und sich die wahren Pioniere vielleicht gerade im Club nebenan treffen.
Nicht alle finden ungewöhnliche Ideen immer gut. Besonders in christlichen Kreisen, nicht nur schwedischen, wie ich fürchte, findet sich gerne eine gewisse Traditionsbremse. Man braucht halt schon mal ein paar Jahrzehnte, um genau herauszufinden, ob Schlagzeug nun vom Teufel ist oder nicht. Plötzlich entdeckte ich einen mir bis dahin unbekannten Wert darin, als Ausländer im Ausland zu arbeiten! Ausländer dürfen nämlich von Natur aus anders sein. Klassisches Beispiel: Ich darf als Christ in Schweden ungeniert ein Bier oder einen Wein trinken. Andere Christen können das nicht.
Plötzlich sah ich meinen wichtigsten Beitrag darin, meinen neuen Freunden Mut zu machen. Ihre verwegene Idee war viel zu wertvoll. Sie durften sich auf keinen Fall entmutigen lassen, davon abgehalten werden, ihre tollkühne Vision weiter zu verfolgen.
Scheinbar ist es mir gelungen. Die Vision wurde zunächst zu Papier gebracht. Am wichtigsten war nun eine mögliche Finanzierung. Der große Paukenschlag kam, als eine große schwedische Denomination bekanntgab, meiner ehemaligen Studentin als Leiterin des Projekts eine Teilzeitanstellung anzubieten.
Unter den Voraussetzungen, dass sie mit ihrer ganzen Familie in eine andere Stadt zieht, ein Team aufbaut und das ganze Team am M4-Gründungstraining teilnimmt.