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Ehen in Schweden

Nachdem ich gerade einen Post zur schönen Hochzeit am Samstag schrieb, sollte ich vielleicht noch was anderes erwähnen. Lies erst den Post unten, dann weißt Du, worum es geht.

Also, das Recht, in Schweden auch selbst Ehen schließen zu dürfen, werde ich wohl nie bekommen. Der Grund ist folgender Sachverhalt: Das Recht wird in Schweden an gewisse Berufsgruppen vergeben, u.a. an Geistliche in einer Kirche. Voraussetzung für Geistliche oder Pastoren ist, dass man zu einer anerkannten Denomination gehört und man entsprechend in rechtlichen Fragen unterwiesen ist. In meinem Fall hätte ich also die entsprechenden Belehrungen im Frühling machen können und hätte danach von unserem Partner EFK bzw. unserer Partnergemeinde Saron das Recht erhalten können. So weit, so gut.
Nun ist es aber so, dass Schweden sich gerne als „das modernste Land der Welt“ sieht. Und dazu gehört nach schwedischer Ansicht, dass auch homosexuelle Paare die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare haben. Dies wiederum bedeutet, wer das Recht hat, Ehen zu schließen, hat nunmehr gleichzeitig auch die Pflicht, auch homosexuelle Paare zu trauen, auch wenn man anderer Ansicht über homosexuelle Ehen sein mag. Dies wiederum heißt, wenn mich ein homosexulles Paar bäte, sie zu trauen, hätte ich die Pflicht, es auch zu tun.
Nun steht hinter diesem Sachverhalt eine tonnenschwere Last aus Emotionen. Und zwar auf beiden Seiten. Homosexuelle finden, dass die Christen sich wie ihre Feinde verhalten und Christen finden, dass Homosexuelle zu aggressiv für ihre Rechte kämpfen. Aus diesem Grund wäre folgender hypothetischer Fall nicht ausgeschlossen: Ein homosexuelles Paar kommt meinetwegen zu mir, um sich von mir trauen zu lassen. Wir würden uns also treffen, um über Ehe, Gott und die Welt zu reden. Im Laufe der Gespräche würde sich herausstellen, dass sich meine Bereitschaft, diese Trauung zu vollziehen, gelinde gesagt in Grenzen hält. Nun wäre es ein leichtes, mich oder H2O oder Saron oder gleich die ganze EFK zu verklagen. Wir würden vor Gericht nicht nur unterliegen, sondern hätten Schlagzeilen bis an die äußersten Landesgrenzen. Allerdings nicht die Art von Schlagzeilen, wie man sie sich eigentlich wünschen würde.
Aus diesem Grund hat es hier eine lange Diskussion gegeben. Die EFK hat sich entschieden, diese Art des Konflikts einfach zu umgehen indem man das Eherecht kollektiv abgeben wird. Im Laufe des kommenden Jahres wird es in der EFK keine „standesamtlichen“ Trauungen mehr geben, den Pastoren, die das Recht haben, wird es damit entzogen werden und solche, die es noch nicht haben werden es auch nie bekommen.
Für uns Deutsche mag das wie eine überflüssige Disskussion erscheinen, weil sich dieses spezielle Problem in Deutschland gar nicht stellt. In gewisser Weise war man hier aber gezwungen, sich mit dem Thema Homosexualität tiefergehender auseinanderzusetzen, als Gemeinden das für gewöhnlich tun möchten (und lieber denken: „Was gibt es da zu diskutieren? Das ist doch alles sonnenklar!“). Ich würde heute, nachdem ich dies alles hier in Schweden mitbekam, einmal wagen zu behaupten, dass in mancher Gemeinde so manche Frage überhaupt nicht geklärt ist, weil sich niemand wagt, sie zu stellen. Von daher wäre es sicher gut, sich ganz neu mit einem Thema zu beschäftigen, das immer aktueller wird (man denke nur an aktuelle Landesvertreter Deutschlands!), was aber lieber unter dem „Hier-ist-schon-alles-sonnenklar-Teppich“ belassen wird.
Sorry, no English translation again… takes too much time right now.
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