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| Pfeifenraucher Karl Barth (Foto: fumeursdepipe.net) |
„Nur nicht die Ohren hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert.“
Diese Worte soll der weltberühmte Theologe Karl Barth am Abend des 9. Dezembers 1968 zu seinem Freund gesagt haben. Am folgenden Tag wurde Barth zum regierenden Herrscher gerufen.
Es wird regiert. Barth wusste, was er meinte. Er hatte zwei Weltkriege erlebt, hatte mit Bonhoeffer in Kontakt gestanden. Er wusste, dass weder Despoten noch Königen noch Kanzlern die wahre Macht zu Eigen ist. Die wahre Macht gehört dem, der über allem steht, der die Welt zum Fußschemel macht.
Die Bibel ist vollgespickt bis zum Überlaufen vom Machtanspruch Gottes und demjenigen, dem Gott auf eigene Entscheidung hin die volle Macht und Autorität überlassen hat: Seinem Messias, bekannter als Christus.
Die Sprache der Bibel zeugt unmissverständich von einer gewaltigen und geradezu furchteinflößenden Macht. Die eigentliche Bedeutung der Worte „Messias“, „Evangelium“ oder „Ekklesia“ hatte ich schon in den vergangenen zwei Posts angesprochen. Doch es gibt noch viel mehr solch eindeutiger Begriffe, deren eigentliche Bedeutung in unserer heutigen, weichgespülten Fassung noch nicht einmal ansatzweise zur Geltung kommt.
Da wäre zum Beispiel das Wort „Herr“. Bei uns eher bekannt in Gebeten wie „Herr Jesus, hilf doch auch dem Otto, Herr, mach, dass er einen guten Tag hat, Herr, und dass es ihm gut geht, Herr.“ „Herr“ ist aber weder als nichtssagendes Füllwort noch als Anrede wie „Herr Schulze“ gedacht. Herr bedeutet Kýrios, und das ist ein direkter oder noch höherer Vorgesetzer mit dem ultimativen Recht, alle meine Handlungen bestimmen und sogar in mein Privatleben hineinsprechen zu dürfen. Jesus Kýrios zu nennen gibt ihm das Recht, mir vorschreiben zu dürfen, wann ich aufstehen muss und wann ich mich schlafen legen darf – samt allem, was dazwischen passiert.
Oder nehmen wir das Wort „König“. Das NT spricht hier von Basileùs. Ein Basileùs ist so etwas wie der Kýrios aller Herren. Nicht nur, dass er jede Sekunde meines Lebens vollends bestimmen darf, er bestimmt sogar über Leben Tod. Ein falsches Wort in Gegenwart eines Basileùs – Kopf ab. Ist vielen passiert, das wissen wir. Ob das gut ist, sei dahingestellt – fest steht, dass Jesus eben genau diese Macht auch hat. Nein, pardon, stimmt nicht: Jesus wird als Basileùs Basiléon, als König der Könige bezeichnet. Damit steigt seine Macht exponentiell. Ein falsches Wort eines Königs in der Gegenwart des Messias – …?! Wie Jesus diese Macht einsetzt, ist eine andere Frage. Fest steht: Er hat sie.
Damit verwandt ist das Wort „Reich Gottes“, wörtlich Königreich des [einen] Gottes (basileía toû theoû), ein Reich, wo die Macht eines Herrschers Gestalt nimmt. Reich Gottes ist viel mehr als Weihrauch, Predigt, Bibelstunde. In gewisser Weise ist es der Alltag in einem physischen Königreich unter der direkten Herrschaft des Königs.
Die Sprache der Bibel ist alles andere als freundlich, lieblich und unterwürfig, was das angeht. Die Sprache der Bibel ist eine direkte, ernste Drohung. Sie sagt nichts anderes als: Ihr Herrscher, Bosse, Militärs, seid gewarnt. Ihr habt nicht mehr Macht, als ihr von MIR bekommt, und ICH kann sie euch zu jeder Sekunde vollständig entziehen. Was ihr bis dahin damit macht, ist eure Verantwortung allein. Doch es kommt der Tag, wo ICH auftauche und ihr euch verpissen wollt und nicht könnt. Eure liebsten Spielzeuge, Geld und Militär, werden Ramsch und Spielgeld sein. Ihr werdet quieken wie Schweine und Berge anflehen, auf euch zu fallen, doch ihr werdet MICH zu eurem eigenen Verderben ertragen müssen, wenn ICH einnehme, was schon immer MEINS war.
Diesen Tag wird es nur ein einziges Mal in der gesamten bekannten Geschichte geben, einschließlich allen Ewigkeiten davor und danach. Dass er bis heute noch nicht da war, heißt nicht, dass es ihn nicht geben wird. Es heißt nur, dass er zu biblischen Zeiten noch in sehr weiter Zukunft lag, und er doch mit jedem Sonnenaufgang 24 Stunden näher rückt.
Es wird regiert. Doch bis es endlich soweit ist, dass der wahre Herr sich sein Eigentum zurücknimmt, sieht diese Regierung genauso erstaunlich, unerwartet und überraschend aus wie damals der Messias selbst, als Er persönlich in die Welt kam. Doch darüber möchte ich das nächste Mal schreiben.