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Machtspielchen

Und der Herrscher der Welt, der ganzen Schöpfung sogar, so mächtig, dass er seine Feinde nicht mit Bomben, sondern einem kleinen Hauch aus seinem Mund besiegt, der hat sich als Vorboten seiner Macht keine weißen Strahlemänner und Powerfrauen ausgesucht. Als Abgeordnete seines himmlischen Parlamentes und Botschafter der Politik seines kommenden Reiches wählte er ausgerechnet das Schwächste und Minderwertigste, das er finden konnte: Die Armen, die Kranken, die Kinder, die Depressiven, die Einsamen, die Hoffnungslosen und Verzweifelten – kurz alle, die es in irdischen Reichen zu nichts bringen werden.

Und hier kommen wir Menschen ins Spiel. Der Herrscher sucht das Verlorene, Schwächelnde, Verzweifelte. Ihnen zeigt er sich nicht als glänzender König, sondern als armer Schafshirte. Und doch spürt jeder, der in trifft, dass mit diesem Hirten etwas anders ist. Er hat außergewöhnliches Charisma, aber er ist nicht bedrohlich. Schritt für Schritt baut der Hirte die Schwachen auf, überlässt ihnen einerseits einen Teil seines Charismas und seiner Macht, stellt andererseits sicher, dass sie nicht überheblich werden. Im Untergrund baut er ein Volk aus Witwen und Waisen, aus Nieten und Versagern auf und lässt sie an seiner Herrschaft teilhaben: Eine Herrschaft der Gerechtigkeit, des Friedens, des Wohlstandes, der Heilung, der Hoffnung und einer tiefen, echten Lebensfreude und Dankbarkeit. Ein Reich, mit Liebe und Leidensfähigkeit gekennzeichnet – genau wie er es selbst vorgemacht hat.

Alles, was er verlangt, ist eine bedingungslose Kapitulation vor seiner Auferstehung, Macht und Herrschaft, welches zur bedingungslosen Nachfolge führt (was genau der Punkt ist, mit dem die meisten Menschen des Westens heute riesige Probleme haben). Denn dieser Herrscher dreht die Vorzeichen um: Stark ist, wer ihm folgt und schwach ist. Reich ist, wer ihm folgt und arm ist. Wer groß sein will, muss ihm folgen und sich klein machen.

Gottes Reich und seine Herrschaft passt in keines unserer bekannten Schemas. Wir werden es in diesem Leben nie vollständig begreifen können. Wir können nur nachmachen, was sein Christus uns vorgemacht hat. Erst am „Tag des Herrn“, wie die Bibel es nennt, werden wir etwas klarer sehen können: Wenn der Auferstandene zurückkommt, die verstorbenen Nachfolger ebenfalls auferstehen werden und die dann lebenden Nachfolger in ihren neuen Auferstehungskörper verwandelt werden. An diesem Tag wird der König der Könige seine rechtmäßige Position wieder sichtbar einnehmen, doch für uns wird es in jenen 24 Stunden so derartig viel Neues zu entdecken geben (allein unsere neuen Körper, zum Beispiel!), dass wir wieder nur das tun werden, was wir vorher lange einstudiert haben: Ihm hinterherlaufen. Vielleicht werden wir in der nachlaufenden Masse so viele alte Bekannte treffen (und womöglich erstmal gar nicht wiederkennen!), dass wir vor lauter Aufregung gar nicht so genau mitbekommen, was der Herr an der Spitze mit dem Hauch seines Mundes alles so anstellt.

Aber es kann uns auch egal sein, denn wir wissen ja, er bald eine nagelneue Schöpfung liefern wird und dann werden wir Ewigkeiten zum Entdecken aller Details jenes Reiches basileía toû theoû  haben, welches seinerzeit als ekklesía mit einem Haufen zweifelhafter Typen seinen unscheinbar mikroskopisch kleinen Anfang nahm.

Welche Aussichten!

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