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Trauer in Trollhättan

Er war erst 21. Laut Polizei folgte er einem gut bekannten Muster. Still und unauffällig, manchmal vielleicht etwas zu still und etwas merkwürdig, aber sonst ruhig und nett. Doch innerlich gärt ein Hass auf irgendetwas. Manchmal gibt es Signale darauf, dass tief drinnen etwas nicht stimmt, doch diese Signale sind selten so deutlich, dass sie wirklich ernst genommen werden. Manchmal gibt es keine solchen Signale. Dann ist es zumindest für die Polizei unmöglich, etwas im Voraus zu erahnen.

An die 5000 Menschen nahmen an der traurigen Manifestation gegen Gewalt und Fremdenhass teil. Auch H2O.

Letzte Woche vor den Herbstferien. Für den Schweden war es dann so weit. In den Tagen vor dem Schlag zieht er sich einschlägige Naziseitenseiten an, hört rechtsextreme Musik im Netz, achtet genau auf die Texte, klickt „like“. Am Donnerstagmorgen zieht er einen Nazihelm, eine Maske und einen Darth-Vader-Mantel an. In der Schule angekommen, glauben die Schüler zuerst, dies sei ein Halloweenscherz und lassen sich mit ihm fotografieren, machen Selfies. Dann zückt er sein langes Schwert. Als sie merken, dass dies kein Spiel mehr ist, versucht der persönliche Sozialassistent eines Schülers seinen Schützling zu schützen, indem er dazwischen geht. Der 21-jährige Assistent ist der erste, der stirbt. 

„Er war ein sehr guter Mensch“: Freunde halten Bilder und Trikots des mutigen Sozialassistenten hoch.

Die anderen Klassen sind bald gewarnt und schließen sich ein. Ein syrisches Kind, erst vor wenigen Monaten in Schweden angekommen, will noch einen Mitschüler retten, der von draußen anklopft. Als es öffnet, wird ihm ein Schwert in den Bauch gerammt. 

Nur sechs Minuten später ist die Polizei im Haus. Der Täter attackiert die Polizisten auf der Treppe mit seinem langen Schwert. Es ist dumm, bewaffnete Polizisten anzugreifen, erst recht, wenn man vorher schon getötet hat. Die Polizei streckt ihn nieder. Vielleicht wollte er das ja. Selbstmord durch die Polizei. Am Nachmittag erliegt er seinen Schussverletzungen.

Trauer um Lavin und Achmed.  Ein 41-jährige Mathelehrer liegt immer noch mit kritischem Zustand auf der Intensivstation. Die anderen sind außer Lebensgefahr.

5000 Menschen drängelten sich gestern auf der „Manifestation gegen Gewalt und Fremdenhass“. Es war ein Fackelzug der Fassungslosigkeit. Ein Lied, welches der erstochene Sozialassistent selbst geschrieben hat, wird immer wieder gespielt. Wir dürfen unsere Kinder jetzt nicht aus den Schulen nehmen, wird wiederholt durch die Lautsprecher gesagt, das wäre der größte Fehler. Wir müssen standhaft bleiben.

Ja, das müssen wir. In Sachen Standhaftigkeit können wir Christen Vorbilder sein. Denn wie Moltmann schon sagte: Kraft der Hoffnung bleiben wir in Protest aufrecht.

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