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Fisch im Toten Meer!

Sonnenaufgang über dem Toten Meer bei En Gedi

Stockholm, Freitag, 21:00 Uhr. Tagesabschluss und Abendandacht. Die Teilnehmer des aktuellen Forgekurses*, die sich ein ganzes Wochenende dem Thema „Evangelisation“ widmen, blicken erwartungsvoll auf mich. Was ist heute überhaupt Evangelium? Wie kann ich diese zukünftigen, motivierten Gemeindegünder vor mir animieren, wirklich Gute Nachricht zu sein? Gute Nachricht zu leben? Und zwar in einer Zeit, wo Menschen von globalen Ängsten getrieben werden und „Jesus starb für deine Sünden!“ eher wie ein altes Kaugummi auf der Straße und weniger als wohltuende Nachricht wirkt? Solche Kaugummis will sich gewiss keiner mehr in den Mund stecken.

Zunächst erkläre ich, warum ich letztes Mal nicht dabei sein konnte. Während des letzten Stockholmer Kurswochenendes im November war ich nämlich gerade am Toten Meer. Genau gesagt, bei einer Oase namens En Gedi. Dort habe ich gelernt, dass das ohnehin schon Tote Meer gerade nochmal stirbt. Wenn nämlich nichts passiert, ist in 50 Jahren kein Wasser mehr drin – Klimaveränderung sei Dank. Ein Thema, das sehr viele beunruhigt. Vor allem junge Menschen leiden heute an deutlich höherem Stress als alte Generationen, unter anderem wegen solch düsterer Zukunftsaussichten. Auf diesem schwarzen Kanvas sollten sich eigentlich leicht leuchtende Hoffnungen malen lassen. Deshalb erkläre ich die beiden wichtigsten Farben.

Metro am 18.1.

Erstens, Hoffnung leuchtet nur, wenn sie glaubwürdig gelebt wird. Wir müssen tun, was wir tun können, um Hoffnung real zu machen. Dazu zitierte ich einen Artikel der Zeitschrift Metro, den letzten Freitag wohl fast jeder großstädtische Schwede gesehen hat. Dort wird schonungslos gesagt, dass wir gemäß einer weiteren, neuen Studie unsere Essgewohnheiten „radikal ändern“ müssen, wenn wir „den Planeten retten“ wollen. Wer wirklich nicht auf Fisch, Ei und Fleisch verzichten will, darf von diesen drei zusammen kaum mehr als 8% des Gesamtverzehrs zu sich nehmen. Wer sich z.B. so umstellt, lebt eine gewisse Hoffnung – und wird damit glaubwürdiger.

Zweitens, Hoffnung leuchtet nur, wenn Hoffnung wirklich geglaubt wird. Dahergeredete Phrasen sind so lecker wie die schon erwähnten Kaugummis. Wir müssen nicht nur tun, was wir tun können, sondern auch glauben, wo wir nichts tun können. Denn vieles ist uns Menschen einfach unmöglich. Wir sind auf Gottes Hilfe angewiesen. Womit wir wieder beim sterbenden Toten Meer wären. Was mich zu Hesekiel 47 brachte. Ich las die ersten zwölf Verse. In Vers 9 und 10 heißt es dort:

Das Tote Meer wimmelt von Fischen, weil sein Wasser gesund geworden ist. An seinem Ufer werden Fischer stehen. Von En Gedi bis En Eglajim breiten sie ihre Netze zum Trocknen aus. Fische jeder Art wird es dort wieder geben, zahlreich wie im Mittelmeer. 

Hesekiels „River of Life“ von Janice Cronkhite

Eine Prophezeiung, die kein Mensch erfüllen kann. Und dennoch – oder gerade deswegen – so unglaublich hoffnungvoll. Bei aller Unruhe und Besorgnis, die wir im gegenwärtigen Zustand der Schöpfung empfinden mögen, dürfen wir nie den Schöpfer und seine unglaubliche Kraft vergessen. Sein Rettungswille und seine Fähigkeiten zu heilen und neues Leben zu geben wurden oft genug bewiesen. Doch seit Jahrtausenden trainiert der Allmächtige uns auch in der Einsicht, dass er grundsätzlich erst in allerletzter Sekunde handelt. Vielleicht muss das Tote Meer wirklich erst völlig austrocknen, bevor der Strom des Lebens es wieder füllt. Während wir in der Zwischenzeit alles tun, was wir tun können, um alles Leben zu erhalten, stirbt eins erst zuletzt: Die Hoffnung, dass Gott zwar spät, aber nie zu spät auftauchen wird.

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* Forge ist ein zeitgemäßes Training von Praktikern für Gemeindegründer von morgen. Forge Schweden wurde 2016 in Zusammenarbeit mit Forge Europe von Mattias Neve, Stephanie Neve und mir gegründet.

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