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Was zur Hölle…?!

Zeichnung von Leonardo da Vinci: „Karikatur eines Menschen“ (1495)

Da ist er also, der erste Teil des neuen, großen IPCC-Bericht zur Lage des Klimas. Veröffentlicht vor zwei Tagen, die verbleibenden Teile werden in den nächsten Monaten folgen. Mit ihm gibt es sogar einen neuen, interaktiven Weltatlas, über den man in anschaulicher, wenn auch etwas wissenschaftlicher Form Zugriff auf Karten und viele Daten und Szenarios hat. Und ja, dieser neue Bericht war ein paar Schlagzeilen in den öffentlichen Nachrichten wert. Gemessen an der Explosionskraft des Inhalts bleibt es aber doch sehr, sehr still.

„Ich glaub, ich rauche heute Pflanzen?!“

Wohl daher ertappe ich mich jetzt immer wieder dabei, über Drogen nachzudenken. Nicht, dass ich mich versucht fühle, plötzlich damit anzufangen und jetzt welche zu nehmen (obwohl ich an dieser Stelle öffentlich zugebe, dass ich als moralisch empfindender Christ den Konsum von Drogen heutzutage für ethisch vertretbarer halte als den Konsum von Fleisch – wobei sich meine Haltung zu Drogen in den vergangenen Jahrzehnten kaum geändert hat, die zahlreichen tödlich-okkulten Gefahren, die für die ganze Schöpfung von der Massentierhaltung ausgehen, sind mir hingegen umso bewusster geworden – von daher ist das eine logische Schlussfolgerung. Aber das nur nebenher.). Ich frage mich eher, auf welcher unbekannten Droge wir eigentlich alle gerade so völlig vollgedröhnt herumschweben. Muss irgendeine Form von Massenexctasy sein, die uns zwar hyperaktiv macht, gleichzeitig aber das Bewusstsein für unsere Handlungen raubt. Es sieht zwar aus wie eine zivilisierte Party mit lauter intelligenten und hochgebildeten Leuten, die Freude am Feiern haben, doch das Haus steht in Flammen. Obwohl der Feueralarm durch Mark und Bein schrillt, tanzen wir weiter wie die Wilden, als wäre nix passiert.

Damals, 1997…

Erinnern wir uns nur mal ganz kurz. Im sogenannten Kyotoprotokoll, das war 1997, wurde eine Verringerung der Treibhausgase Kohlendioxyd, Methan oder Lachgas entschieden. Eine Erderwärmung um 1,5°C galt da noch als das schlimmste, das der Menschheit und dem Planeten zugemutet werden kann, eine Erwärmung um 2°C galt als Horrorszenario. Soweit so gut. Aber dann: mehr als ein Drittel der Summe sämtlicher Treibhausgase, die sich heute in der Atmosphäre befinden, wurden erst nach Kyoto herausgepustet – jawohl, nach dem Entschluss, zu verringern! Nach Kyoto haben wir also erst so richtig aufgedreht! Mit anderen Worten: in den vergangenen drei Jahrzehnten haben wir, ja wir, unsere Generationen, mehr ausgepufft als sämtliche Dampfmaschinen und -loks der Welt plus zwei Weltkriege inklusive Ludwig Erhards Nachkriegswirtschaftswunder alle zusammen. Das ist wirklich eine Leistung, was?! Es wird nahezu unmöglich, das 1,5°C-Ziel überhaupt noch zu erreichen, das einstige Horrorszenario 2°C wird immer wahrscheinlicher, noch wahrscheinlicher aber ist, das wir selbst über dieses Ziel hinausschießen werden. Doch, liebe Freunde, keiner von uns wünscht sich, so eine Welt je erleben zu müssen. Jeder von uns weiß, wie schmerzhaft Brandwunden sind, und wir werden uns fühlen wie die Steaks auf dem Grill, vor allem aber können wir uns heute noch gar nicht die Unmengen von Details vorstellen, die uns wie ungezählte Klötze am Bein jeden einzelnen Alltag sabotieren werden. Trotzdem ist die Treibhaustendenz immer noch steigend, Corona hin oder her, trotz immer mehr wirklich nerviger und verdammt schrillender Alarmglocken. Wir rocken weiter, weiter, immer weiter, als wäre überhaupt gar nichts geschehen. Was ist eigentlich los mit uns, des Schöpfers Ebenbild?!

Herdenimmunität

Haben uns unsere Handyschirme mit „Schau auf mich, glaube mir!“ hypnotisiert? Machen wir so viel Sorge um unsere Jobs, dass uns die Zukunft der Wirtschaft mehr bedeutet als die Zukunft der Menschheit? Haben wir uns seit Erhard so sehr ans Aufwärts gewöhnt, dass es uns als Totalversagen erscheint, sollte es auch mal wieder abwärts gehen? Haben wir panische Angst davor, in ängstliche Panik zu geraten? Sehen wir in Wahrheit die Technik als Erlöser von allen unseren Sünden an? Was, zum Teufel, ist los mit uns?! Apropos, hat uns da vielleicht ein gewisser Lügenbold lang genug eingeimpft, es gäbe gar keine Hölle, dass wir mittlerweile gegen jede Höllenwarnung eine stabile Herdenimmunität entwickelt haben?

Es ist zum Verzweifeln

Als leicht verzweifelter Missionar frage ich mich schon lange: Wie will man Menschen vor den ewigen Konsequenzen des Lebens warnen, wenn sie sich noch nicht einmal von den irdischen, messbaren, offensichtlichen und beweisbaren Folgen beeindrucken lassen? Als Missionar ist es meine Aufgabe, Menschen zur Umkehr zu helfen, aber was soll ich machen, wenn niemand umkehren will? Was soll ich tun, wenn selbst viele meine Geschwister im Herrn (oder die ich dafür halte), selbst lauter lahme Enten in Sachen Umkehr sind, weil wir nie wirklich gelernt haben, UMZUKEHREN, im Gegenwind zu leben, weil wir deshalb so gut getarnt sind wie ein Chamäleon und als Christen in der Masse gar nicht mehr auffallen?

Als leicht verzweifelter Prophet ist es meine Aufgabe, Dinge zu kommunizieren, die ich sehe, lerne, wahrnehme, oft unbequeme Wahrheiten, und darauf hinzuweisen, dass nur Buße und Umkehr die Zerstörung Ninives verhindern kann. Was aber, wenn alle nur Lackschuh statt Sack und Asche tragen wollen? Muss ich wirklich sehenden Auges live dabei sein, wenn unsere Enkel absaufen, Eltern verhungern, Omas und Opas an Hitzschlägen krepieren? All das wird noch zu meinen Lebzeiten passieren, jedenfalls meinen statistisch zu erwartenden, und wer Augen hat, der sehe es sogar heute schon. Ist das mein Los, nüchtern unter lauter Berauschten zu wandeln? Das ist auch eine Art Hölle, ich verspreche es, jedenfalls für mich. Zum Glück keine ewige.

Doch Trost ist nicht fern

Paradoxerweise finde ich ausgerechnet in den Gerichtsankündigungen der Bibel Trost. Nicht aus einer Art Besserwisserei oder Schadenfreude, oh, Gott bewahre, nein, gar nicht. Es fühlt sich eher an wie eine schmerzlindernde Salbe. Nehmen wir zum Beispiel diese Verse aus Jeremia 5, über die ich gerade versuche, ein Lied zu schreiben, dass meine Verzweiflung über das Tollhaus unserer Tage ausdrückt:

Wollt ihr mich nicht fürchten, spricht der Herr, und vor mir nicht erschrecken, der ich dem Meere den Sand zur Grenze gesetzt habe, darin es allzeit bleiben muss, darüber es nicht gehen darf? Und wenn es auch aufwallt, so vermag es doch nichts, und wenn seine Wellen auch toben, so dürfen sie doch nicht darüber gehen.
Aber eure Verschuldungen verhindern das, und eure Sünden halten das Gute von euch fern.

Jeremia 5,22.25

Schmerzhaft zu lesen, erst recht im Anblick steigender Meeresspiegel, aber irgendwie auch tröstlich, wie schon Jeremia vorausgesagt hat, dass die Sünde des Menschen so stark sein kann, dass sie selbst ganze Meere dauerhaft aus ihrem zugewiesenen Revier zieht, mit einer für Meere rasenden Geschwindigkeit, so schnell nämlich, dass sich dort keine neuen Sandstrände mehr bilden können. Das ist nicht nur Prophetie, es ist sogar moderne Wissenschaft, vor allem aber ist es eine verkehrte Welt, nicht mehr nach Gottes guter Ordnung. Nein, Gott wird in der Tat keine Sintflut mehr schicken, wie er es versprochen hat. Die nächste schafft der Mensch sich ganz allein und richtet sich damit selbst.

Oder wie wäre es mit Jesaja 50?

Siehe, mit meinem Schelten mache ich das Meer trocken und die Wasserströme zur Wüste, dass ihre Fische vor Mangel an Wasser stinken und vor Durst sterben. Ich kleide den Himmel mit Dunkel und hülle ihn in Trauer.

Jesaja 50,2-3

Stinkenden Fisch auf trockenen Flussbetten hatten wir jüngst sogar in Deutschland, z.B. in der Schwarzen Elster. Dunkle Himmel in schwarzen Trauerkleidern sieht man gerade täglich in den Nachrichten. So richtig erschaudern lässt einen diese Aussage im Anblick des austrocknenden und sterbenden Toten Meeres, direkt dort vor Ort, im sogenannten „Heiligen Land“. In wenigen Jahrzehnten wird es nämlich weg sein, futsch, ausgetrocknet, ein ganzes Meer. Buchstäblich verdunstet, wenn nichts geschieht.

Trotz aller Verzweiflung über ausgetrocknete Flüsse, Meere und so vieles mehr so bleibt beim Lesen dieser Zeilen dennoch ein merkwürdiger Funken Trost darüber, dass Gott alle diese unwahrscheinlichen Details schon lange voraussagen ließ. Auch die Vielschichtigkeit dieser uralten Prophetien lässt mich in heiliger Ehrfurcht erschaudern: Gott hat den Überblick. Er wusste es, er weiß es, und er bereitet alle auf die Zukunft vor. Uralte Worte bekommen nagelneue Dimensionen.

Überhaupt ist es erstaunlich, wie oft Gott bei seinen Gerichtsworten die Schöpfung mit einbezieht oder direkt anspricht.

Du, Erde, höre zu!

Jeremia 6,19

Als wollte er sie warnen. Oder vorbereiten. Oder sie in den Zeugenstand berufen. Schon 2019 hatte ich gezeigt, dass Gott bei seinem Versprechen von Segen und Fluch die Schöpfung auffordert, als Zeugen für oder wider uns aufzutreten. Nun sieht es so aus, als spräche sie immer lauter gegen uns aus. Eine für uns äußerst peinliche, vor allem aber miserable Lage, denn wir werden den Kürzeren ziehen. Doch wir merken ja nichts. Wir sind grad voll auf Dröhnung, so sehr mit Urlaub, Rückkehr aus der Pandemie und Konsum beschäftigt, dass wir an Ganzkörperbetäubung leiden. Weder erkennen betäubte Menschen den Tod, noch fürchten sie ihn, schreibt Walter Brueggemann.

Doch das alte Testament ist deshalb so tröstlich, weil auf jedes irdische Gericht immer Hoffnung folgt.

Ja, der Herr tröstet Zion, er tröstet alle ihre Trümmer und macht ihre Wüste wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des Herrn, dass man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang.

Jesaja 51,3

Wer Ohren hat, der höre.

Schade, dass das Tollhaus Welt auch für solche Hoffnungen unzugänglich ist. Für mich aber sind es kostbare Perlen, oder besser gesagt Hoffnungpillen, von denen ich mir gerne täglich ein paar gönne – erst Recht nach neuen IPCC-Berichten.