Zum Inhalt springen

Der Fall

(Grüne Hoffnung II)

Manche Probleme kündigen sich lange an. Manchmal so früh, dass man das Problem noch gar nicht erkennt. Nur wer mutig genug ist, genauer hinzusehen, versteht bald: „Herrje, da kommt was Ernstes auf uns zu! Wollen wir das in den Griff kriegen, sind unbequeme, kostspielige Maßnahmen gefragt.“

Der Klimawandel wär da so ein Beispiel.

Bei uns daheim war’s aber viel banaler. Nur ein kleines Fleckchen an der Kellerwand. Doch den haben wir nicht wirklich ernstgenommen. Als er mit der Zeit etwas größer wurde, versuchten wir, gleich dem Rest der Menschheit beim Klimawandel, ihn mit billigsten Maßnahmen wegzuschminken. Logisch, nicht wahr? Zum Beispiel konnte man einfach einen Schrank vor den Fleck stellen. Einfach genial. Weg ist der Fleck! Wir konnten weitermachen wie gehabt und vergaßen das Ding.

Wie beim Klimawandel eben.

Wäre da nicht irgendwann dieser etwas störende Geruch aufgetaucht. Erst etwas unmerklich und nur bei bestimmten Wetterlagen. Aber hach, was soll’s, man gewöhnt sich auch daran, wird schon nicht so schlimm sein. Dachten wir. Als Jahre später die Kinder auszogen, der Schrank nicht mehr gebraucht wurde und entsorgt werden sollte, kam die Überraschung: „Huch, da ist ja ein Fleck in der Wand! Ach ja, genau, der Fleck!“ Man hätte ihn kaum wiedererkannt, denn es war kein kleiner mehr. Hinter Schrank und Tapete hatte sich eine komplett feuchte Wand entwickelt. Die Tapete hatte sich großflächig gelöst, und eine grässlich fleckige Betonwand grinste uns frech und herausfordernd an. Doch das war immer noch nicht alles. Selbst der Holzboden und der Kellertürrahmen hatten schon zu faulen begonnen. Trotzdem suchten wir weiter nach der billigsten und einfachsten Lösung: „Vielleicht hilft ja ein kleines Dach auf der Außenseite der Wand, damit es nicht immer ganz so gegen die Wand regnet.“ Dachten wir.

Es vergingen immer noch weitere Jahre, bis wir endlich einsahen, dass billige Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, pardon, der feuchten Wand einfach nicht reichen. Wenn wir kein Schimmelbiotop züchten wollen, muss der Grund gefunden und die Wurzel des Flecks besiegt werden. Symptome übertünchen macht es auf die Dauer nur schlimmer.

Wir konsultierten Experten. Und siehe da: Alle unsere Maßnahmen und Ideen zur Fleckbekämpfung hätten nie und nimmer irgendwas gebracht. Wir hatten wir es nämlich mit einem gefährlichen Systemfehler zu tun: Die bestehende Drainage lag 15cm zu hoch. Unter der Bodenplatte hatte sich ein See gebildet. Die Feuchtigkeit kam von unten. Das würde also teuer werden. Sehr teuer.

Es wurde also teuer. Sehr teuer. Zum Glück hat sich unsere Bank um die Finanzen gekümmert. Einen ganzen Monat lang nahm sich eine Spezialfirma der Beseitigung des Systemfehlers an. Das war hoffnungsvoll. Sehr schlimm aber war es, ansehen zu müssen, was die Arbeiten unserer Umlage antaten. Es war der Fall unserer kleinen grünen Lunge. Seht selbst:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert