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Wenn Atheisten kirchlich werden

Foto: Västerplana kyrka, eine der ältesten Kirchen Schwedens.

Seit diesem Sommer sind unsere Tro&Tvivel Sonntagstreffen nicht mehr um 11 Uhr vormittags, zur heiligen Zeit Schwedens für die allermeisten Gottesdienste. Sondern um 20 Uhr abends. Der Grund: Es gab immer wieder (und zusammengenommen immer mehr) Leute, die durch Tro&Tvivel ihre Lust auf Glaube neu entdeckt oder wiederentdeckt haben. Man fühlte sich sicher genug in unseren Treffen, gesehen, gehört, ernstgenommen. Man durfte alle Fragen stellen oder merkwürdige Zusammenhänge erwähnen. Mit der Zeit sah man ein, dass der Glaube vielleicht doch gar nicht so dumm ist. Und irgendwann wollte man dann den nächsten Schritt gehen. Und zwar in eine „richtige“ Kirche gehen, also einen „richtigen“ Gottesdienst. Erst hat man sich noch dafür entschuldigt, „tschuldigung, dass ich letztens nicht da war, ich war in der Kirche“. Irgendwann waren sie dann fast jeden Sonntag dort. Andere haben ganz offen gefragt, ob wir ihnen nicht eine Kirche, eine Gemeinde oder einen Pastor in ihrer Nähe empfehlen können. Haben wir natürlich gerne gemacht.

Interessant ist, dass Leute, die mit Glauben lange nichts oder nichts mehr anfangen konnten, auf sehr klassische Gemeindeformen zurückfallen, sobald sie sich geöffnet haben. Oft ist die svenska kyrkan die Wahl ihres Vertrauens, mit diesem Phänomen hatte ich so nicht gerechnet, obwohl es mir schon bei H2O ein paar Mal begegnet ist. Da dachte ich noch, es seien Ausnahmen, doch so ist es scheinbar nicht.

Ich dachte dann, vielleicht braucht jede Gemeinde ein eigenes Projekt ähnlich Tro&Tvivel. Doch das würde so nicht funktionieren, das sähe zu sehr nach Marketing aus. Der Vorteil bei Tro&Tvivel ist, dass wir eben keiner Gemeinde angehören (wohl einem Gemeindebund) und deshalb frei empfehlen oder abraten können. Deswegen denke ich heute, dass jedes Land viele freie Projekte wie Tro&Tvivel braucht, die verstehen, wie man Mission in dieser Kultur von Grund auf macht, um dann je nach Persönlichkeit und Bedürfnissen an passende Gemeinden weiterzuvermitteln.

Das Problem ist, dass Projekte wie Tro&Tvivel nur kosten, nie finanziellen „Gewinn“ machen. Hier ist ein Umdenken der Inlandsmissionen gefragt. Statt z.B. 20 Gemeindegründungsprojekte für 5 Jahre finanziell zu tragen (um dann davon auszugehen, dass jede Gründung sich nach 5 Jahren selbstständig finanziert), sollte man lieber 5 gute Missionsprojekte 20 Jahre lang tragen. Das wäre eine Lösung, die besser in unsere Zeit passt.

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