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„Die Bibel. Buch nie gelesen? Dann Theaterstück anschauen!“

Da soll noch einer sagen, Gott wüsste nicht, wie er sein Wort unter die Leute bringt. Mit diesem Slogan fuhren nämlich Göteborger Straßenbahnen die letzten Monate herum. Anlass: Das Göteborger Stadttheater hat versucht, die gesamte Bibel in einem Mammutstück auf der Bühne zu inszenieren. Logisch, dass wir wissen mussten, was da auf der Bühne abging, und gestern Abend war es für Karen und mich soweit, uns das viereinhalbstündige Drama mit zwei Pausen anzusehen. 
Die erste Überraschung kam, als wir am Eingang gleich zwei Bibeln geschenkt bekamen, zwei alte Testamente in modernem Zeitschriftenformat. „The Book. Bible illuminated.“ Die nächste Überraschung war, dass wir nicht erwartet hätten, wie sehr sich der Autor des Stückes bemüht hat, die Geschichten so genau wie möglich wiederzugeben, und sich auch nicht scheute, heiße Eisen anzufassen. Die Kreativität, wie die enormen und übernatürlichen Erzählungen des Alten Testamentes mit fast schon simpler Kulisse trotzdem so eindrucksvoll wiedergegeben wurden, war ebenfalls überraschend wohltuend anzusehen. Dass Adam und Eva nur „Mann“ und „Frau“ genannt wurden und damit die ganze Menschheit durch das ganze Stück hindurch symbolisierten, dass Lots Frau als Wahnsinnige im Rollstuhl endet, weil sie nicht verkraftet, was sie da gesehen hat, das sind nur zwei kreative Ideen, die Bibel mit einfachen Mitteln darzustellen. 
Immer wieder traten auch moderne Charaktere auf, die mit „Vernunft“ und anderen heutigen Argumenten die Bibel in Frage stellten. Doch die Hauptaussage des Stückes war immer wieder: So steht’s geschrieben und da gibt’s nichts dran zu rütteln. Beeindruckend.
Jesus kam hingegen zu kurz. Auch wenn Bergpredigt und Abendmahl erstaunlich gut dargestellt wurden, so wurde überhaupt nicht klar, dass Jesus der ultimative rote Faden durch die ganze Bibel ist. Nachdem ich ehrlich gesagt aber gar nichts von diesem Stück erwartet hatte, kann ich mit diesem Manko allerdings leben. Ich bin sogar positiv erfreut, dass die Bibel auf diese Art regelrecht verkündigt wird, und was am Stück fehlt, nun, das müssen wir eben zu anderen Gelegenheiten ergänzen. 
Ein besonderes Leckerli für Karen und mich war der Bach-Choral über Offb 3,15, der sogar auf Deutsch gesungen wurde. Man höre und staune. 
Wir trafen noch eine ganze Reihe Christen unter den 519 Zuschauern, die die gestrige Theatergemeinde bildeten. Und wir waren uns einig: Wer die Bibel noch nie gelesen hat, mochte es schwer haben, die vielen, vielen Zusammenhänge und Symbole zu verstehen. Hier wurden Psalme zitiert und Verbindungen zwischen Altem und Neuem Testament geschaffen, die beeindruckend waren für den, der die Bibel kennt. Wie auch immer, möge das Wort zur Zeit und zur Unzeit gepredigt werden, und wollen wir beten, dass Gott selbst das Stadttheater zur unerwarteten Kanzel Göteborgs werden lässt. 

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