Christen sollten wissen, woher der Wind weht. Christen in Leitungsfunktionen erst recht. Manchmal muss man sich nur ins Wetter stellen, Finger anfeuchten und hochhalten; schon weiß man, welches Lüftchen weht. Anders gesagt: Manchmal muss man sich nur ins öffentliche Leben begeben und seine Augen und Ohren aufsperren. Hier ist das erste von drei kleinen Mosaiksteinchen, Beobachtungen, die ich innerhalb der letzten Wochen gemacht habe.
Ich steige im Zentrum der Stadt aus der Straßenbahn und mir fallen einige Leute auf, die jeder für sich an irgendwelchen Ecken stehen und ein grünes Faltblatt lesen. Etwas später wird mir ebenfalls ein solches Faltblatt angeboten. Neugierig geworden durch die anderen, nehme ich es an. Der Flyer, der sich solchem Interesse erfreut, nennt sich „Einführung in den Islam“. Ich packe ihn ein und gehe weiter. Auf der Brücke über den Kanal fallen mir viele weiße Zettel auf, die auf dem Boden liegen. Auf der anderen Seite der Brücke stehen einige Menschen, die diese Zettel verteilen. Ebenfalls neugierig geworden, welches Thema denn hier so schnell zertrampelt wird, nehme ich auch einen weißen Zettel an. Er handelt von der Bibel.
Normalerweise lehne ich grundsätzlich freundlich aber konsequent alle Zettelchen und Blättchen ab, die mir ungefragt unter die Nase gehalten werden. Ich halte auch nichts vom Verteilen von Traktaten. In diesem Fall war ich aber neugierig geworden. Der Kontrast hat mich nachdenklich gemacht, macht mich immer noch nachdenklich. Die grünen werden gelesen, die weißen werden verschmäht. Was auf den weißen steht, kennen wir doch alles schon, ist heutzutage Wegwerfware. Kommt uns lieber mit was Neuem, Interessantem. Dann werden wir sehen, ob und was wir davon benutzen können.