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Junge Römer

Der Thron des Papstes?

Italien hat mehr Freikirchen, als man meinen sollte. Längst nicht alles ist in katholischer Hand. Aber natürlich ist nicht alles problemfrei. Einerseits wird auch Italien von der Säkularisierung getroffen und alle Trends gehen in die gleiche Richtung. Außerdem haben die wenigsten italienischen Pastoren eine theologische Ausbildung. Das meiste ist Berufung und Erfahrung. Allerdings sind viele Pastoren gleich so erfahren, dass sie weit, weit über das offizielle Rentenalter hinaus sind. Nicht wenige sind deutlich über 80. Und so manchem fällt es schwer, loszulassen und das Regiment einem anderen, noch unerfahrenen Jüngeren zu überlassen.

Training und Ausbildung ist wichtig. Und wir fragen uns, ob oder was wir als COMMUNITAS beitragen können. Unter anderem trafen wir uns in Rom mit dem stellvertretendem Leiter der italienischen evangelischen Allianz, der nicht nur Professor für Kirchengeschichte ist sondern auch eine nebenberufliche Ausbildung für Pastoren ganz ähnlich wie ALT in Schweden ins Leben gerufen hat. Ein faszinierender Mensch.

Es war auch interessant, sich mit ihm über gewisse neuere Entwicklungen in den Kirchen Europas zu unterhalten. In Schweden z.B., wo die katholische Kirche winzig bis unbekannt ist, sieht man den Katholizismus gerne als eine weitere „freikirchliche Denomination“ unter vielen an. Die Art des neuen Papstes weckt ja auch weltweit sehr viele Sympathien. In Rom stehen die Evangelikalen den Entwicklungen im Vatikan jedoch eher skeptisch gegenüber. Diese „Besinnung“ sei kein geistlicher Prozess, sondern ein politischer. Wenn die katholische Kirche nicht durch Krisen, Kirchenaustritte und Säkularisierung dazu gezwungen wäre, würde sie sich nicht freiwiilig dem Protestantismus oder gar den Evangelikalen öffnen. Die Hoffnung des neuen Papstes sei es, alle Kirchen wieder in einer Weltkirche vereinen zu wollen. Selbstverständlich unter der Leitung des Papstes.

Wenn man mich fragt, halte ich die römischen Evangelikalen in dieser Sache für ungleich kompetenter als die schwedischen. Wenn ich in mich in Rom so umsehe, dann würde es mir extrem schwerfallen, Katholik zu werden. Unser Nachtlager war direkt neben dem Bahnhof Roma San Pietro und damit direkt neben dem Vatikan – entsprechend konnten wir immer wieder mal eben über den Petersplatz schlendern. Nichts von dem was ich dort sehe und spüre erfüllt mich mit neuer Liebe oder geistlichem Leben. Ich spüre nur Macht und sehe totes Material, meist in Form irgendwelcher Wesen gehauen, welche von Menschen verehrt werden. Wer’s wirklich will, soll gerne ein Stück Marmor anbeten. Für mich ist es dreimal nichts. Ich halte mich lieber an den Auferstandenen.

Und deshalb war es auch so wohltuend, mitten in Rom ein paar andere Jesusnachfolger zu treffen.

Verzweifelt: An Paulus‘ Stelle sähe ich genauso entsetzt aus (Paulusstatue auf dem Petersplatz). Ich habe selten so viel konzentrierte Götzenverehrung gesehen wie im Petersdom. Jesus ist – wenn überhaupt – nur Statist.
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