Es ist wieder soweit. Heute wird sie schon 501 Jahre alt, die Reformation. DIE Reformation. Vielleicht sollte ich heute, an diesem geschichtsträchtigen Tag, auf diesem geschichtsträchtigen Blog, der sich schließlich neue Reformation nennt, zu deutsch new reformation, ein paar neue Gedanken dazu niederschreiben?! Nicht die alten Kamellen, wie toll Luther war, wie mutig, wie wichtig. Das haben wir oft genug gehört. Was neues eben.
Doch der einzig neue Gedanke, der mir heute zum Thema Reformation kommt, also Re-Formation, ist auch nicht new. Es ist derselbe, wie vor einem Jahr:
Wer die Reformation heute am Lautesten feiert, wäre vor 500 Jahren ihr erbitterter Gegner gewesen.
Yo. Reformation ist nämlich kein Zuckerschlecken. Reformation stellt in Frage, und zwar uns, kratzt am Ego, spiegelt uns die Blässe wider, die Speckringe, verunsichert. Sagt: „Hier sollte mal was re-formiert werden!“ Reformation sägt an selbstgezimmerten Thronen, bringt unsere Sicherheit so schön ins Schaukeln. Deshalb feiern wir ja auch nur Reformationen, die mindestens fünfhundert Jahre alt sind. Jedes Jahr werden sie noch ein bisschen ungefährlicher.
Nicht wahr? Heute ist die Welt mindestens so reformationsbedürftig wie zu Luthers Zeiten. Ohne eine extreme, dramatische Veränderungen unserer Lebensweise geht hier schließlich bald die Post ab. Aber so richtig. Da kann Halloween einpacken, ich sag’s Euch! Aber Christen sind ja sowieso gegen Zombies und Monstershows. Außer beim Abendmahl wollen Fromme kein Blut trinken. Wir feiern lieber den netten Luther. Sola Glaube, sola Bibel, sola rium. Obwohl Glaube und Bibel, Nachfolge, Heiliger Geist und Tradition (ja, selbst Tradition) alle Werzkzeuge bereithalten, die wir zur zeitgemäßen Reformation unseres heutigen Alltages brauchen – wow, was für eine umständliche Beschreibung für Selbstverleugnung. Selbstverleugnung! Das Wort ist ja noch älter als die Reformation!! Wer war das noch gleich, der Selbstverleugnung forderte?! Da ist Luther doch viel bequemer, weil tot. Lasst uns die Toten feiern. Wen kümmert schon die Zukunft vor der Haustür.
Ohne neue Reformationen brauchen wir wir bald gar keine Schminke und Verkleidungen mehr, um so auf der Straße zu sitzen |