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Am Po der Welt

(Foto oben: Die Pellice, hier in Bobbio Pellice im Sommer 2017, ist einer der Quellflüsse des Po im Piemont.)

(Grüne Hoffnung VIII)

Wer dieser Tage im Norden Italiens Urlaub macht und am Bett des Po vorbeikommen sollte, wird nicht nur enttäuscht, sondern geschockt sein: Der längste und bekannteste Fluss Italiens ist weg. Futsch. Vertrocknet, dürr, abgestorben. Wer in der Nähe der Mündung sein sollte, darf sich nicht täuschen lassen: Das Wasser dort ist nicht etwa der Po, der da fließt, es ist das Meer, das jetzt bis zu 40km ins Land eindringt und das trockene Bett für sich beansprucht, Wiesen und Äcker versalzt. Eine leise Katastrophe. Und für das Land der Oliven, Tomaten und Weintrauben ein echter Albtraum.

Persönlich muss ich zugeben, nicht mit dieser rasenden Geschwindigkeit bei der Erderhitzung gerechnet zu haben, die meisten Szenarien hatten einen etwas sachteren Verlauf prognostiziert. Womit ich aber gerechnet hatte, ist eine weiter zunehmende Nahrungsmittelknappheit. Das war ein Grund für die Entscheidung, sich fortan vegan zu ernähren, weil die Fleischproduktion unverantwortlich viele Ressourcen verbraucht, die dringend woanders benötigt werden. Die fetten Jahre gehen zu Ende. Und es war ein Grund zur Sorge in unserem zerstörten Garten, wo nun (fast) nichts mehr wächst.

Dabei hatte ich gerade erst angefangen zu versuchen, mich zu erinnern, was meine Oma mir vor über 40 Jahren beigebracht hatte. In Erinnerung sehe ich sie beim „Erbsendöppen“ auf der roten Bank vor dem großen Garten mit Bohnenstangen, Kartoffelfeld und allen möglichen Gemüse- und Obstsorten. Für mich war alles ein Spiel, doch ich habe nichts davon lange genug geübt, um’s in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Jetzt grabe ich mühsam in meinen Kindheitserinnerungen: Wie kann man einen ganzen Haushalt komplett selbst versorgen, so wie Oma und Opa?

Um einen Teil der verlehmt-versandeten Gartenfläche bald wieder nutzbar zu machen, haben wir uns für den Bau eines Gewächshauses entschieden. Wieder krame ich in meiner Erinnerung: Wie haben Papa und Opa Fundamente gelegt? Auch dabei hatte ich als Kind immer „nur“ zugeschaut. Das wird jedenfalls ein größeres Projekt werden. Um den CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten, werde ich alles, wo irgendwie möglich, entweder mit Muskelkraft oder solarproduzierter, elektrischer Energie erledigen.

Irgendwie gelang es uns, wieder mal ein Supersonderangebot aufzuspüren. Das Gewächshaus ist also schon da. Jetzt geht’s erstmal an die Vorarbeiten.

Für mich wird diese schweißtreibende Arbeit eine Form der persönlichen Buße, aber auch der Anbetung werden. Denn laut Jeremia sind es allein „unsere Verschuldungen“ und „unsere Sünde“, die dazu führen, dass Flüsse austrocknen und Meere sich frech über die ihnen gesetzten Grenzen hinwegsetzen. In den Versen 22 bis 25 seines fünften Kapitels beschreibt Jeremia das ziemlich unmissverständlich.

Wenn wir uns das nicht sagen lassen, unsere Schuld einsehen, echte Buße tun und umkehren, ist bald die ganze Welt am Arsch.

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