Wie viele andere wahrscheinlich auch, hörte ich völlig überrascht vergangenen Samstag vor dem Frühstück von den Ereignissen in Frankreich. Ich war gerade auf dem europäischen Serve-the-City-Forum in Portugal. Samstagnachmittag rief ich unsere Mitarbeiterin in Südfrankreich an.
Unser dortiges Projekt arbeitet vor allem mit jugendlichen Einwanderern. Ich wollte fragen, wie nach den Anschlägen die Stimmung ist. Gedämpft, war die Antwort. Aber es wundere niemanden. Der Westen habe schließlich den Glauben aufgegeben und durch nichts besseres als einem spirituellen Vakuum ersetzt. Viele Franzosen seien zwar sehr stolz darauf, aller Religion ledig zu sein, wie die Charlie Hedbo-Zeichnung klarmacht (siehe gestrigen Blogeintrag). Das führe aber nur dazu, dass vor allem junge Leute ein recht sinnloses Leben führen. Sex, Wein und Käse ist eben doch nicht alles im Leben. Wer dieses Vakuum geschickt auszunutzen verstehe, dem stehe Tür und Tor offen.
Viele junge Einwandererteenager haben nur wenig Bildung, sind innerlich einsam und haben eine Familie, die sich nicht kümmert. Dennoch wird man gezwungen, das heilige Buch auswendig zu lernen und freitags regelmäßig am Gebet teilzunehmen, wo nicht selten Gewalt und Hass gepredigt wird.
Jene Teenager, die zu einer solchen Jugendarbeit finden, erleben eine völlig überraschende, ungeahnte und wohltuende Alternative: Glaube, der von Frieden, Liebe und Gemeinschaft geprägt ist. Sie erleben nicht nur Heilung sondern vor allem ein Vorbild, in dessen Licht jeder selbsternannte Kriegsprophet vergeht: Jesus Christus – Ewig-Vater, Wunder-Rat, Gott-Held, Friedefürst.
Wer nicht das Glück hat, eine solche Jugendarbeit zu finden, wird vielleicht anderweitig rekrutiert: Die IS weiß genau, wo sie zu suchen hat. Man kann ohne weiteres junge Menschen dazu bringen, blind in Menschenmengen zu schießen oder sich selbst in die Luft zu sprengen. Wer Geld und ein wenig Geschick hat – und beides hat die IS und ähnliche Organisationen, dem gelingt es auch, verzweifelte Menschen mit jeder noch so entarteten Vision zu infizieren. Die Geschichte hat’s nun wirklich oft genug bewiesen, dass das geht.
Säkulare Leute verstehen das nicht. Sie halten sich selbst für aufgeklärt und schlau – und werden doch als Dumme erlebt. Sie halten sich zwar für die höchste Stufe der Evolution aber merken gar nicht, dass wir heute exakt dieselben Vorraussetzungen schaffen, die auch Hitler zum Erfolg halfen.
Doch unsere Teamleiterin in Frankreich sagte mir auch, wieviel Hass man nun sogar von Christen z.B. auf Facebook erlebe. Viele Christen haben ebenfalls ein viel zu naives Weltbild. Man mache es sich wirklich einfach, nun die Schuld einfach auf die bösen Muslime zu schieben. Niemand sehe die einzelnen Geschichten, die die Täter zu Terroristen machte. Wahrscheinlich will es auch niemand sehen.
Die Wahrheit ist, das jeder einzelne, unausgebildete 08-15-Christ, aus irgendeiner 08-15 Feld-, Wald- und Wiesengemeinde – so er nur Liebe und den Heiligen Geist besitzt! – das Zeug dazu hat, die Rekrutierung neuer Selbstmordattentäter zu sabotieren. Man muss Menschen nur lieben und ihnen zeigen, dass sie wertvoll sind und geliebt von unserem Herrn. Die Waffenindustrie mag die IS aufblähen – 08-15-Liebe kann sie vergehen lassen.
Diese Gedanken machen mich nachdenklich. Der Westen bezahlt also den Preis dafür, dass er mit stolz geschwellter Brust die Liebe Gottes verschmäht, Gott lieber mit epikurischer Sinnlosigkeit ersetzt. Ist es das wirklich Wert? Die Illusion der säkularen Toleranz ist in Wahrheit keinen Cent mehr wert als sämtliche Religionskriege der Geschichte.
Es ist und bleibt nur EINER, der echte Hoffnung geben kann: Der Auferstandene. Und dieser Auferstandene ist der, der vor allem jungen Leuten gepredigt gehört, Menschen mit EXTREMER Sehnsucht nach Identität. Denn alles, was die säkulare Welt zu bieten hat, ist Sex, Geld, Macht, Bequemlichkeit. Doch auf die Dauer werden uns diese Dinge nicht erlösen. Im Gegenteil – sie werden uns terrorisieren.
„Je suis Paris“ – Solidarität auf dem Lissaboner Theaterhaus. Christen sollten mehr zu sagen haben als das. |