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Des Teufels Hackfleisch

Wissen ist Macht. Vielleicht war diese simple Weisheit nie deutlicher als heute. Wer nämlich weiß, wie man an die richtigen Informationen herankommt, um sie dann womöglich auch noch zu manipulieren, ist durchaus in der Lage, Menschenleben auf’s Spiel zu setzen oder ganze Gesellschaften lahmzulegen, zumindest teilweise. Es gibt einen ganzen Berufsstand für solche Aufgaben, die Hacker, nicht selten im Auftrag zwielichtiger Banden und Motive unterwegs.

Die IT-Sicherheit steigt zwar ständig, aber gerade deshalb setzen die Hacker auf die immer noch zuverlässigste Schwachstelle im System, den Menschen. Schlampig gewählte Passwörter zu knacken gehört dabei zur Grundschulausbildung der digitalen Eindringlinge. Die Hohe Kunst des Hackens besteht darin, an die wirklich wertvollen Infos zu kommen. Das Prinzip: Man muss nur jemand finden, der naiv genug ist und einem gutgläubig die Türen öffnet. Deshalb verkleiden Hacker sich gerne. Sie treten als Lieferservice auf, als Sicherheitsdienste oder als deine Bank. Ganz besonders gerne spielen sie deinen Chef, seriös und fast nicht vom Original zu unterscheiden. Dann faseln sie von Updates oder einem wichtigen Projekt, irgendwas, das Gefühle weckt, vielleicht Neugierde oder Besorgnis oder auch den Stolz darauf, für diese Aufgabe auserwählt worden zu sein. Du musst Dich jetzt nur noch eben hier einloggen, dann wirst du alles Weitere sehen und verstehen. Gutgläubig loggst du dich also ein und – schwups! – sind die Hacker mit dir drin im System. Wer weiß, was sie dann alles anstellen werden mit den Infos, die du ihnen ermöglicht hast.

Im Grunde ist es so simpel, dass man fast schon mit den Augen rollen möchte, wenn man wieder so eine SMS oder E-Mail bekommt, die mich wie die Schlange Kaa betören möchte. Und dennoch ist es ziemlich raffiniert. Es reicht nämlich völlig, nur ein kleines bisschen smarter zu sein als unsere schwächsten Stellen! Dazu erfordert es in aller Regel nicht besonders viel.

Warum schreibe ich über IT-Sicherheit? Weil ich zuweilen etwas genervt bin, unter anderem gerade jetzt mal wieder. Und zwar über den größten Hacker aller Zeiten. Er benutzt nämlich dieselben Prinzipien seit einer halber Ewigkeit und hat damit enormen Erfolg. Er kennt unsere menschlichsten Bedürfnisse, gaukelt uns etwas vor und wir fallen immer wieder gerne darauf herein. Sind wir erst einmal gehackt, hat er leichtes Spiel mit uns. Es nervt mich also, dieses Muster immer und immer und immer und immer und immer und immer wieder sehen zu müssen. Genervt sein ist nichts böses. Jesus war auch oft genug genervt über die lange Leitung seiner Jünger.

Man kann nämlich versuchen, Salz und Licht zu sein bis ans Ende seiner Tage. Man kann lieben bis ans Ende seiner Kräfte. Man kann Wunderbares säen (oder programmieren?), die Frucht des Geistes wachsen sehen. Bis die Hacker kommen. Bis sie irgendeinen Bug, einen Trojaner oder ihre Viren einschmuggeln. Dabei scheinen die ständigen Ängste des Menschen, unser menschlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung oder auch die menschlichen Begierden stets weit offene Tore für diese Art von Hacker zu sein. Ich wiederhole: Weit offene Tore! Kein noch so kleines Schloss, kein noch so simples Passwort scheint uns Menschen hier zu schützen. Sind die Hacker erstmal freimütig hereinspaziert, geht es von da an in 100% der Fällen erstmal abwärts mit der sonst so wunderbaren Frucht, hinein in Streitigkeiten, Depressionen, Alkoholmissbrauch oder andere dunkle Wolken. Den Menschen selbst kann ich es nicht einmal übel nehmen, weil es ja so urmenschlich ist (außer vielleicht, dass man sich wirklich besser schützen sollte). Aber den Hackern nehme ich es übel, sehr übel sogar, wie frech sie uns auseinander nehmen und zerstückeln. Wie oft habe ich das nun schon erlebt? Ich weiß es wirklich nicht. Es war viel zu oft.

Ehrlich gesagt sehe ich es einfach nicht mehr länger ein, mich kampflos geschlagen zu geben und mir die Beute wieder einmal einfach so entreißen zu lassen. Nein, ich sehe es einfach nicht mehr ein. So nicht, Hacker, diese Seelen bekommst du nicht. Nicht dieses Mal. Ja, gewiss, auch ich bin nur ein menschliches und damit fleischliches Wesen, lach nur über mich, Hacker. Fühl dich gerne haushoch überlegen. Aber ich habe Knie. Sogar zwei davon. Das sind meine mächtigsten Waffen. Und sehr bald schon wirst du schmerzlich daran erinnert werden, wer hier schon lange der wahre Überlegene ist, nicht nur haushoch, sondern himmelhoch. Du hast mich jetzt lang genug trainiert, Hacker, wahrscheinlich ohne es zu wollen. Das war dein Fehler. Jetzt kenne ich deine Schwachstellen. Und dieses Mal wird es dir nicht gelingen. Wissen ist nämlich Macht. Auch über dich.

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