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Der Teufel im Detail

Vorgestern legte ich mein Abendbrot auf genau die Zeit, um die Brexit-Abstimmung des britischen Unterhauses per Livestream mitverfolgen zu können. Ach, welch unterhaltsames, fast schon amüsantes Schauspiel sind die streitenden Abgeordneten an der Themse doch immer! Man könnte laut loslachen – wüsste man nicht, dass das Schicksal eines ganzen Landes von diesem Theater abhängt.

66 Millionen Briten plus ungezählte weitere Betroffene – EU-Bürger in GB, Briten in der EU, Handelsbeziehungen und was nicht alles. Dagegen steht Trumps Shutdown, der ja nur wenigen Millionen Kopfschmerzen macht, fast schon richtig bescheiden da. Doch das Prinzip ist dasselbe. Erst neulich analysierte die New York Times, dass die USA und Großbritannien noch nie so synchron in ihren Problemen waren wie jetzt. Und wenn die NYT die Berichte ihrer schwedischen Kollegen lesen, werden sie dort auch nichts Gutes entdecken. Der Versuch einer Regierungsbildung seit der letzten Reichstagswahl anno dazumal ist ein einziges Totalversagen.

Ist es nicht merkwürdig? Diese Fähigkeit der Politiker, ihre Unfähigkeit zur Schau zu stellen?! Reinhard Mey hatte vor vielen Jahren vielleicht doch recht:

„Du meinst,
da regier’n Menschen mit Charakter und Profil,
Doch wenn du hinsiehst sind’s Gretel und Kasperle,
Großmutter Wachtmeister und Krokodil!“

Unterdessen ziehen schwarze Wolken auf am Horizont. Langsam, sehr langsam. Für menschliche Verhältnisse so langsam, dass man es gar nicht richtig merkt. Fast könnte man sogar glauben, sie gehörten mittlerweile dorthin. Sie ziehen so langsam voran, dass man plötzlich verstehen kann, was Jesus meinte, als er sagte „die Menschen essen, trinken, kaufen, verkaufen, pflanzen, bauen, heiraten und lassen sich heiraten“ (Lk 17, 27-28). Business as usual, ganz normaler Alltag. Man gewöhnt sich halt an jede schleichende Veränderung.

Doch die Wolken sind schon wirklich sehr dunkel und sehr schwarz. Man kann sie eigentlich nicht mehr übersehen. Der größte und schwärzeste Fleck heißt vielleicht Klimaveränderung. Sie ist so eine Art Lungenkrebs der Schöpfung – nach über 200 Jahren industrialisiertem Kettenrauchen. Lange haben wir die Warnungen der Ärzte gehört, lange nicht wirklich ernst genommen. Diagnose und Prognose stehen mittlerweile auch schon längst fest. Ebenso mögliche Heilmethoden und Medizin. Doch in diesem Fall sind es leider nicht die Ärzte, die behandeln. Es ist das Verwaltungspersonal, das entscheidet. Doch im Verwaltungsflur denkt man gar nicht an Behandlung. Dort herrscht nur Streit über Budgets, Grundstückszäune und wer der Größte von allen ist. Eine Therapie steht noch lange nicht auf der Agenda, bestenfalls Schmerzmittel und Kosmetik.

Wenn diabolo durcheinanderwerfen heißt und unsere Politik ein chaotisches Durcheinander aus Nichtig- und Eitelkeiten wird, wenn es uns gelingt in diesem Getümmel blind für echte Prioritäten zu werden, dann müssen Brexit & Co wahrhaftig teuflisch sein. Ein wirksamer Verstörer macht uns vergessen, dass uns, dem Menschen, die Verwaltung und Bewahrung der Schöpfung eigentlich anvertraut wurde – nicht dem Vater der Lüge. Doch wir vergessen zu schnell, was Gott gesagt hat. Wir glauben zu schnell „sollte Gott gesagt haben?!“ Wir nehmen zu leichtfertig vieles hin – „wie’s halt ist, so muss es halt sein, da kann man halt nichts ändern“. Das ist fatal.

In meinen Ohren hat das nichts mit Guter Nachricht zu tun. Evangelium stellt sich über die Lüge. Zertritt sie, trotz blutiger Stiche in die Ferse. Hoffnung predigt keinen Fatalismus, sondern lebt Motivation, Auswege, Möglichkeiten, Freude und Veränderung. Evangelium besinnt sich auf den Vater der Wahrheit. Seine Liebe und Schöpferkraft. Auferstehung gibt Mut, stellt sich gegen die lächerlichen Schauspiele der Welt.

Und ich?! Und du?! Was ist unser Beitrag in alledem? Für mich steht fest: Wenn ich wirklich Evangelium sein will, muss ich mich auch heute wieder fragen: Wie kann ich auch an diesem Tag die Auferstehung groß machen? Und wie kann ich wieder einmal Jesus im Detail leben?

Und du?

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